Dr. Martin Luther in der Philatelie
Briefmarken zum Thema "Martin Luther"

Jüdisches Worms


Alte Synagoge - Stifterinschriften - Erbauung der ersten Synagoge 1034 - Erbauung einer Badeanlage -Mikwe- 1185-86 Alte Synagoge - Stifterinschriften - Erbauung der ersten Synagoge 1034 - Erbauung einer Badeanlage (Mikwe-) 1185-86


Eine herausragende Stellung nahm die jüdische Gemeinde ein, die im Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine der bedeutendsten im Heiligen Römischen Reich war und zusammen mit der jüdischen Gemeinde von Mainz und Speyer die sogenannten SchUM-Städte bildete. Ab etwa 960 in Worms belegt, genossen die jüdischen Kaufleute in Worms, die besonders im Fernhandel tätig waren, seit dem 11. Jahrhundert kaiserliche Zollfreiheiten und wie die Juden in Speyer Handelsfreiheit im ganzen Reichsgebiet. In Worms entstand eine berühmte Talmudschule, die auch der bedeutende französische jüdische Gelehrte Raschi besuchte. Eine Synagoge wurde 1034 eingeweiht, der noch erhaltene jüdische Friedhof, der älteste in Europa, besteht mindestens seit 1058/59. Trotz ihrer privilegierten Stellung wurden 1096, als das Kreuzfahrerheer des ersten Kreuzzuges Worms erreichte, alle Juden ermordet, die sich nicht der Zwangstaufe unterzogen oder stattdessen Suizid begangen hatten. Nachdem der kaiserliche Schutz durch HEINRICH IV wiederhergestellt war, siedelten sich in Worms erneut Juden an, den Zwangsgetauften wurde die Rückkehr zum Judentum gestattet. Während des zweiten Kreuzzuges konnten sich die Wormser Juden rechtzeitig in Sicherheit bringen.


Im späteren 12. Jahrhundert wurde eine neue Synagoge errichtet und ausgebaut. Im 13. Jahrhundert begann die Bedeutung der jüdischen Gelehrten Worms’ abzunehmen. Erhalten geblieben ist ein Gebetbuch, das Wormser Machsor von 1272, das auch das älteste schriftliche Zeugnis in jiddischer Sprache enthält. Während der Judenverfolgungen zur Zeit des Schwarzen Todes wurde die jüdische Gemeinde in Worms 1349 vernichtet. Im Mai 1353 wurde Juden die Ansiedlung in Worms im Interesse des „Stadtwohls“ wieder gestattet, der Erwerb von Grundbesitz außerhalb des Ghettos, der nun eingerichteten Judengasse rund um die Synagoge, war ihnen nun nicht mehr gestattet. Die jüdische Gemeinde erreichte ihre frühere Bedeutung nie mehr. 1615 wurde die Juden erneut aus der Stadt vertrieben, konnten im folgenden Jahr jedoch zurückkehren. Auch mit der Zerstörung der Stadt durch die Franzosen 1689 musste die jüdische Gemeinde erneut aus Worms fliehen und es dauerte mehr als ein Jahrzehnt, bevor sie zurückkehren konnte.


Der Mahzor von Worms - Israelische Briefmarkenausgabe von 1980

Der Mahzor von Worms gehört zu den ältesten bekannten Gebetbüchern, die für den aschkenasischen Ritus geschrieben wurden, und ist ein hervorragendes Zeugnis jüdischer Buchmalerei im Mittelalter. Ein Mahzor (hebräisch für Zyklus) enthält die Hochfestgebete und stellt somit eine Sammlung von Festgebeten für den liturgischen Gebrauch dar. Der Mahzor von Worms wurde 1272 am Rhein hergestellt und diente den Wormser Kantoren mehr als 650 Jahre lang als „amtliches“ Festgebetbuch.

Während die frühen Handschriften dieser Art nur spärlich illustriert waren, entwickelt der Mahzor von Worms ein ganz besonderes Dekorationsmuster. Nahezu alle Feste werden zu den jeweiligen Texten illustriert. Diese beleuchteten Szenen spiegeln das Leben der aschkenasischen Gemeinschaft dieser Zeit und ihre Gedankenwelt wider.

Da der Mahsor der Jüdischen Gemeinde Worms über Jahrhunderte regelmäßig benutzt wurde, war er einem erheblichen Verschleiß ausgesetzt. Es wurde daher von der Bibliothek in Jerusalem renoviert, wo es heute aufbewahrt wird. Zehn Blätter mussten jedoch für eine spezielle Restaurierung nach Wien überführt werden.

Zum Briefmarkensatz:

23. September 1986 Worms "Wormser Mahzor". Die 0,90 NIS-Briefmarke, feiert den Wormser Mahzor, eines der wertvollsten Besitztümer der antiken Synagoge aus dem 12. Jahrhundert in der deutschen Stadt Worms am Rhein.

Ausgabedatum : 23.09.1986
Entworfen von: David Ben-Hador (Des)
Druckverfahren: Heliogravüre
Perforationen: 12¾x14
Wasserzeichen: Mehrere Hirsche
Phosphoreszierendes Band in Briefmarken: Band rechts

Der Mahzor von Worms Link

 

Im 19. Jahrhundert lebten etwa 800 Juden in Worms, die 1848 die bürgerliche Gleichstellung mit den Christen erlangten, und im darauffolgenden Jahr wurde mit Ferdinand Eberstadt erstmals ein Jude zum Bürgermeister der Stadt gewählt, nachdem sein Vorgänger Georg Friedrich Renz sein Amt niedergelegt hatte. Eberstadt kandidierte mit zwei weiteren Kandidaten um das Amt des Bürgermeisters, jedoch erschien der Regierung in Darmstadt der Weinhändler Johann Philipp Bandel als zu radikal eingestellt und der Bürgerwehrobrist Ludwig Blenker zu übermütig ohne politische Weitsicht; woraufhin der Handelsmann Eberstadt zu Beginn des Jahres 1849 als Bürgermeister der Stadt Worms vom Großherzog ernannt wurde.
1933 zählte die Stadt gut 1000 Juden, die mehrheitlich nach dem Machtantritt der Nazis wegzogen und teilweise emigrierten. Die alte Synagoge wurde während der Novemberpogrome 1938 weitgehend zerstört, der alte jüdische Friedhof Heiliger Sand blieb jedoch erhalten. Die in Worms verbliebenen rund 300 Juden wurden in Konzentrationslager deportiert, die nur wenige von ihnen überlebten. Die der alten Synagoge gegenüberliegende Levy‘sche Synagoge (auch Neue Synagoge) von 1875 überstand zwar die Pogrome von 1938 weitgehend unbeschädigt, sie wurde aber 1945 bei einem der Fliegerangriffe schwer beschädigt und 1947 abgebrochen. Kristallnacht / Progromnacht 1938 In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden über 1.400 Synagogen in Deutschland in Brand gesteckt, begleitet von der Plünderung und Zerstörung tausender jüdischer Geschäfte und Betriebe. Während des Pogroms wurden 91 Juden ermordet, und etwa 30.000 jüdische Männer wurden verhaftet und in Konzentrationslager gebracht. Der Pogrom wurde als Reaktion auf den Tod des deutschen Botschaftssekretärs Ernst vom Rath inszeniert, war jedoch bereits seit Sommer 1938 von der NSDAP geplant.
Joseph Goebbels spielte eine entscheidende Rolle bei der Entfachung des Pogroms, indem er "spontane Aktionen" orchestrierte. Die Ereignisse markierten den Höhepunkt der antisemitischen Politik des Nazi-Regimes im Jahr 1938 und bereiteten den Weg für eine brutalere Politik der Vertreibung und erzwungenen Emigration der Juden.
Die öffentliche Zerstörung der Synagogen während der Reichspogromnacht war zwar nicht neu, aber die Systematik, mit der sie im gesamten Reichsgebiet durchgeführt wurde, symbolisierte das Ende der jüdischen Präsenz im deutschen öffentlichen Raum. Der Pogrom erlaubte den Randalierern, ihren Hass in verschiedenster Form auszuleben, begleitet von öffentlichen Erniedrigungen und Gewaltakten gegen Juden. Die Zentralität der Reichspogromnacht in der Geschichtsschreibung und im kollektiven Gedächtnis liegt in ihrer Rolle als Wendepunkt in der Geschichte der Juden in Deutschland und der antisemitischen Politik des Nazi-Regimes.
Die Progromnacht hinterließ in Worms eine schreckliche Spur der Zerstörung und des Leids. Die Synagoge wurde niedergebrannt, über 11 jüdische Geschäfte wurden zerstört, 130 Privatwohnungen wurden verwüstet, und 46 jüdische Männer wurden nach Buchenwald deportiert.
Die jüdische Gemeinde in Worms zählte 1933 etwas mehr als 1000 Mitglieder. Ein Teil von ihnen konnte vor Kriegsausbruch in Nachbarländer fliehen, die jedoch später von den Deutschen besetzt wurden. Im Oktober 1938 wurden 37 Juden nach Zbąszyń (Bentschen) deportiert, von denen keiner zurückkehrte. Die Deportationen in die Lager im Osten begannen im März 1942. Insgesamt wurden bis 1945 439 Wormser Juden ermordet. Als die Amerikaner im März 1945 in Worms einmarschierten, lebte kein einziger Jude mehr in der Stadt. Dieser traurige Teil der Geschichte unterstreicht die schrecklichen Auswirkungen der nationalsozialistischen Judenverfolgung auf die jüdische Gemeinschaft in Worms.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lebten in der Stadt wieder vereinzelt Juden, es gab aber kein jüdisches Gemeindeleben mehr. Die alte Synagoge wurde duch die Initiatoren Isidor Kiefer und Friedrich Maria Illert vom Staat von 1958 bis 1961 wiederaufgebaut, 1982 wurde das jüdische Museum im Raschi-Haus eröffnet, dessen Kellergewölbe aus dem 14. Jahrhundert stammen. Anfang des 21. Jahrhunderts leben in Worms mehr als hundert Juden, größtenteils Einwanderer aus der früheren Sowjetunion, die Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Mainz sind.

Gemeinsam mit den beiden weiteren SchUM-Städten Speyer und Mainz gehört Worms seit 2021 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ausgezeichnet wurden die drei Städte aufgrund des mittelalterlichen jüdischen Erbes. In Worms zählen hierzu insbesondere der Synagogenbezirk und der Jüdische Friedhof.

Namensgeber für das Rachi Haus ( Jüdisches Museum ): RABBIN RACHI

Raschi Skulptur

Das jüdische Worms hatte seinen Ruf vor allem ihm zu verdanken: Rabbi Salomon ben Isaak, genannt Raschi. Bis heute ist der Talmudkommentator und Gelehrte in der jüdischen Welt hoch geschätzt. Um 1060 studierte er im damals in ganz Europa bekannten Lehrhaus in Worms. Das nach ihm benannte Raschi-Haus in Worms beherbergt das Jüdische Museum und das Stadtarchiv. Es befindet sich an der Stelle, an der einst das Lehrhaus gestanden haben soll: in der Hinteren Judengasse und in unmittelbarer Nähe zur Synagoge.


Rachi  Link


Synagoge Worms

Synagoge Worms

Es handelt sich um die älteste Synagoge Europas. Sie wurde immer wieder zerstört und immer wieder aufgebaut. Juden bewiesen dadurch ihre Verwurzelung und den Willen, in der Stadt zu bleiben. So kam es, dass die Synagoge, von brutal herbeigeführten Unterbrechungen wie der Shoah abgesehen, mehr als 900 Jahre rituell genutzt wurde. Große Gelehrte, die in Worms studierten, unterrichteten und Bücher schrieben, haben zum Ruhm der Gemeinde und der Synagoge als Zentrum beigetragen. Besonders bekannt ist Rabbi Salomon ben Isaak aus Troyes, bekannt als Raschi. Er studierte in Mainz und Worms um 1060. Noch heute besuchen Menschen wegen ihm die Synagoge und den Anbau, die Raschi-Jeschiwa.




Link


Jüdischer Friedhof "Heiliger Sand"

UNESCO-Welterbestätte

Der älteste jüdische Friedhof Europas weist rund 2000 Gräber auf, der älteste Grabstein datiert um 1058/1059 und ist Bestandteil des UNESCO Weltkulturerbes SchUM-Stätten Speyer, Worms, Mainz -Jüdisches Erbe für die Welt. Vom Teil auf dem ehemaligen Stadtwall hat man einen eindrucksvollen Blick auf den Dom, der sogenannte "Martin Buber Blick". 

Der alte jüdische Friedhof "Heiliger Sand" ist bis in die heutige Zeit von großer Bedeutung für Juden weltweit. Zahlreiche einflussreiche jüdische Gelehrte und Rabbiner wurden hier beigesetzt. Die ältesten Grabsteine stammen aus dem Jahre 1058/59 und dokumentieren damit die erste große Blütezeit der seit etwa dem Jahre 1000 nachweisbaren jüdischen Gemeinde in Worms.

 

Der "Heilige Sand" ist damit der älteste "in situ" erhaltene jüdische Friedhof Europas!

Als SchUM wird der Verbund bezeichnet, den die jüdischen Gemeinden der oberrheinischen Städte Speyer, Worms und Mainz im Mittelalter bildeten. In hebräischen Quellen werden die drei Gemeinden seit dem 12. Jahrhundert als Kehillot, Spira, Warmaisa, Magenza oder auch als „die Heiligen Gemeinden“ benannt.


Im Juli 2021 hat das Welterbekomitee die SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz zum UNESCO-Welterbe ernannt. In einer Reportage stellen Experten den Speyerer Judenhof, den Wormser Synagogenbezirk sowie die alten jüdischen Friedhöfe in Worms und in Mainz vor.


01.02.2023 / 10:46 Uhr:
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht den Judenfriedhof "Heiliger Sand"
Anlass des Besuchs Steinmeiers in Rheinland-Pfalz ist die Aufnahme der sogenannten Schum-Stätten 2021 als Welterbe in die Liste der Unesco, der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation.


Weiterführende Links:

- Jüdisches Museum in Worms

- WARMAISA
Gesellschaft zur Förderung und Pflege jüdischer Kultur in Worms

- SchUM Städte e.V:  Worms

Heinrich IV. und die Vergabe des Judenprivilegs

 

BRD MiNr. 3588  1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Ausgabeland: Bundesrepublik Deutschland
Michel-Nr.: 3588 **
Erhaltung: postfrisch
Klebeart: nassklebend
Nennwert: 80 Cent
Ausgabejahr: 2021
 



Sonderbriefmarke würdigt SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz als UNESCO-Welterbestätten


Worms, 5. Dezember 2024 – Die mittelalterlichen SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz werden in diesem Jahr mit einer Sonderbriefmarke im Wert von 85 Cent geehrt. Die rheinland-pfälzische Staatskanzlei teilte mit, dass diese herausragenden Zeugnisse jüdischer Geschichte und Kultur in Deutschland offiziell als UNESCO-Welterbestätten anerkannt werden.

Der Briefmarkensammlerverein Worms e. V. wird aus diesem Anlass eine Ausstellung mit Briefmarken und Postkarten im Oberen Foyer des Wormser Kulturzentrums veranstalten. Die Ausstellung wird vom 2. bis zum 27. Dezember 2024 zu sehen sein, Montag bis Freitag von 10:00 bis 18:00 Uhr. Bei Veranstaltungen im Tagungsbereich des WORMSERS kann die Ausstellung in Ausnahmefällen nicht zugänglich sein. Der Eintritt ist frei.


Am 5. Dezember 2024 wird die Sonderbriefmarke zu den SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz vorgestellt und ausgegeben. Der Briefmarkensammlerverein Worms e. V. hat für diesen Anlass auch einen "Ersttagsstempel Worms" bei der Post in Auftrag gegeben.

Die Oberbürgermeisterin von Speyer, Stefanie Seiler, Vorsitzende des Vereins der SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz, sowie Monika Fuhr, Beauftragte der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen, begrüßen die Entscheidung von Bundesfinanzminister Christian Lindner, die Sonderbriefmarke herauszugeben. Sie sehen darin eine Wertschätzung für jüdisches Leben und jüdische Kultur in Rheinland-Pfalz und Deutschland sowie ein starkes Signal gegen Antisemitismus und Intoleranz.


Innenminister Michael Ebling und Finanzministerin Doris Ahnen betonen, dass die Sonderbriefmarke eine wunderbare Möglichkeit bietet, die Welterbestätten auch über Rheinland-Pfalz hinaus bekannt zu machen und Interesse für das aktuelle jüdische Leben in Deutschland zu wecken.

Der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Dr. Felix Klein, sowie Bundestagsabgeordnete aus Rheinland-Pfalz haben die Idee unterstützt. Ein Wettbewerb unter sieben Grafikerinnen und Grafikern ist derzeit im Gange, und die Vorstellung der Sonderbriefmarke ist für das kommende Jahr geplant.
Stefanie Seiler und Monika Fuhr bedanken sich bei allen, die ihre Idee unterstützt haben, und freuen sich darauf, dass Weihnachtsbriefe mit einer SchUM-Briefmarke frankiert werden können.

 

 

 
 
 
 
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