Die Nibelungenbrücke
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Die Nibelungenbrücke verbindet die Stadt Worms in Rheinland-Pfalz mit den hessischen Städten Lampertheim und Bürstadt über den Rhein.
Erste Pläne für eine Schiffsbrücke stammen aus dem Jahr 1720, initiiert vom Bischof von Worms, Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg. Diese Pläne wurden jedoch nicht umgesetzt. Ein weiteres Projekt von 1790 scheiterte aufgrund der Französischen Revolution. Erst 1831 wurden die komplizierten Rechtsverhältnisse durch Verkauf der Fährrechte an das Großherzogtum Hessen geklärt. 1842 beantragten die Wormser Abgeordneten erneut den Bau einer Schiffsbrücke, die schließlich am 14. Juni 1855 eingeweiht wurde.
Etwa 25 Jahre später, um 1880, begann die Diskussion über den Bau einer festen Brücke. Gründe waren die Rheinregulierung, das Hochwasser von 1882 und der wachsende Arbeitskräftebedarf der Wormser Industrie. Nach intensiver Lobbyarbeit der Abgeordneten Cornelius Wilhelm von Heyl und Nikolaus Andreas Reinhart wurden 1894/95 die Mittel freigegeben und der Bau begann im Mai 1897.
Ernst-Ludwig-Brücke (1900 bis 1945)
Die Ernst-Ludwig-Brücke war die erste Rheinbrücke bei Worms, gebaut ab 1897 und am 26. März 1900 eröffnet. Benannt nach dem Großherzog von Hessen-Darmstadt, war sie eine Stahlfachwerk-Bogenbrücke, die eine 774 Meter lange Verbindung zwischen Worms und Lampertheim-Rosengarten bildete. Die Konstruktion umfasste drei Zweigelenkbögen mit Spannweiten von 94,4 Metern in den Seitenfeldern und 105,6 Metern im mittleren Feld.
Die Brücke, entworfen von Karl Hofmann und gebaut von MAN-Werk Gustavsburg, verfügte über massive Vorlandbrücken, Pfeiler und zwei neoromanische Tortürme, die größtenteils aus Beton bestanden. Vorbild für die Türme war die 1689 zerstörte Mainzer Pforte. Ursprünglich wurde für die Nutzung der Brücke ein Brückenzoll erhoben, dessen Kassenstuben sich in den Türmen befanden. Während der Rheinlandbesetzung wurden hier Grenz- und Zollkontrollen durchgeführt.
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Turmhauben durch Betonplattformen ersetzt, auf denen Flakgeschütze installiert wurden. Am 20. März 1945 sprengte die zurückziehende Wehrmacht die Brücke.
Am 26. März 1945 errichteten US-Pioniere der 'US 85th Combat Engineers Division' innerhalb von 10 Stunden eine Pontonbrücke nördlich der zerstörten Ernst-Ludwig-Brücke. Ähnliche behelfsmäßige Brücken bauten US-Truppen südlich von Worms und bei Hamm am Rhein. Später kam eine Schleppfähre zum Einsatz, die jedoch nur den dringendsten Bedarf decken konnte. Eine dauerhafte Lösung bot erst die 1948 fertiggestellte behelfsmäßige Rheinbrücke Worms, die als Eisenbahn- und Straßenbrücke diente.
Der Neubau einer festen Straßenbrücke wurde erst im Herbst 1949 durch eine Denkschrift der Stadt Worms politisch relevant. Verhandlungen zwischen den Ländern Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Bund begannen im Frühjahr 1950, wobei die Eigentumsverhältnisse im Verhältnis 1:2 (Rheinland-Pfalz
) aufgeteilt wurden. Im Herbst 1950 begannen die Vorarbeiten, und im Mai 1951 startete der Bau der 744 Meter langen Brücke, die am 30. April 1953 eingeweiht wurde. Die Brücke enthielt Teile der historischen Vorlandbrücken und war „Deutschlands erste große Spannbetonbrücke im Freivorbau“.
Die „alte“ Nibelungenbrücke konnte dem Verkehrszuwachs zwischen 1953 und 2005 nicht standhalten und war häufig überlastet und sanierungsbedürftig. Sie wurde ab dem 16. September 2008 saniert und am 12. September 2013 wieder für den Verkehr freigegeben.
Am 3. April 2019 kündigte der Landesbetrieb Mobilität Worms an, Planungen für einen Ersatzneubau der alten Nibelungenbrücke zu beginnen, mit einem geplanten Start ab 2025. Die ältere Rampen und der Nibelungenturm sollen erhalten bleiben. Aufgrund der hohen baukulturellen Bedeutung der Nibelungenbrücke wird eine Erhaltungsstrategie verfolgt, die lebensdauerverlängernde Maßnahmen einschließt, um die Brücke über 2025 hinaus nutzbar zu machen. Dazu wird ein digital unterstütztes Instandhaltungssystem implementiert.
Die „alte“ Nibelungenbrücke ist eine Ikone der Spannbetonbauweise und wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr als prototypisches Pilotprojekt für die Erforschung digital unterstützter Bauwerkserhaltung genutzt. Bis Sommer 2023 wurden ein 3D-Modell, eine 3D-Vermessung und ein Structural-Health-Monitoring-System erstellt, um die Lebensdauer von Infrastrukturbauwerken zu verlängern.
Die Nibelungenbrücke, entworfen von Ulrich Finsterwalder, wurde am 1. September 2022 als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland ausgezeichnet.
Aufgrund des starken Verkehrszuwachses und der Sanierungsbedürftigkeit der „alten“ Nibelungenbrücke wurde am 4. Mai 2005 der Grundstein für eine zweite, parallel verlaufende Rheinbrücke gelegt. Diese „neue“ Nibelungenbrücke, errichtet im Freivorbau mit den gleichen Stützweiten wie die alte, wurde unter der Aufsicht des Landesbetriebs Mobilität Rheinland-Pfalz gebaut.
Am 12. September 2008 wurde der Neubau im Rahmen eines Brückenfestes vom rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck, Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, den Verkehrsministern von Rheinland-Pfalz und Hessen, Hendrik Hering und Alois Rhiel, sowie dem Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel eingeweiht. Anschließend begann die Sanierung der „alten“ Nibelungenbrücke, für die das Land Hessen verantwortlich war. Der gesamte Verkehr wurde auf die neue Brücke verlegt.
Seit dem 12. September 2013 stehen vier Spuren zur Verfügung: die „alte“ Nibelungenbrücke dient dem stadteinwärts führenden Verkehr und die „neue“ Nibelungenbrücke dem stadtauswärts verlaufenden Verkehr.
Der Nibelungenturm, ein 53 Meter hoher Torturm auf dem linksrheinischen Ufer der Nibelungenbrücke, diente ursprünglich als Wohnraum. Seit Juli 1976 wird der Turm von Pfadfindern des Verbands Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder als Herberge genutzt, nachdem sie ihn ausgebaut haben. Von den insgesamt acht Etagen über der Fahrbahn werden heute fünf genutzt. Die drei Etagen unterhalb der Fahrbahn im Turmfuß beherbergen die Rheingütestation Worms zur Gewässerüberwachung, einschließlich eines Neubaus, der zwischen 1993 und 1995 direkt am Turmfuß errichtet wurde.
Auf der Westseite des Torbogens befindet sich die Bauinschrift: „Erbaut 1897–1900 unter der Regierung Ernst-Ludwigs Großherzog von Hessen und bei Rhein.“ Darüber ist das kleine Wappen des Großherzogtums Hessen als Sandsteinrelief zu sehen, darüber das vergoldete Zifferblatt der Turmuhr. Das ursprüngliche mechanische Uhrwerk wurde durch ein Funkwerk ersetzt und wird im Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM) in Worms aufbewahrt. Unterhalb des Schieferhelms sind in rotem Sandstein die Wappen der drei Provinzhauptstädte des Großherzogtums angebracht: Mainz für Rheinhessen, Darmstadt für Starkenburg und Gießen für Oberhessen. Auf der Ostseite ziert den Schlussstein des Torbogens eine mit einer Weinkrone bekrönte Fratze, darüber befindet sich das Wappen von Worms neben der Turmuhr.