Großer deutscher Bauernkrieg 1525
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Aufständische Bauern
Bereits gegen Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts regten sich lokale und regionale Bauernbewegungen. Ab etwa 1476 hörten diese Aufstände, besonders in den Alpenländern, Friesland, Franken, Thüringen, am Oberrhein und in Schwaben, nicht mehr auf. Ein wichtiger Auslöser war der geistliche und weltliche Reformator Hans Böhm, auch bekannt als der "Pauker von Niklashausen".
Frühe Bewegungen
Im Jahre 1502 entstand im Bistum Speyer der "Bundschuh", ein Bauernbund, der gegen die drückende Herrschaft aufbegehrte. In Württemberg folgte 1514 die Bewegung "Armer Konrad" mit ähnlichen Zielen.
Forderungen der Bauern
In Schwaben verlangten die Bauern in ihren "12 Artikeln" mehr Rechte und Freiheiten, wie die Mitbestimmung bei der Besetzung von Pfarrerstellen, Zinsvergünstigungen, die Mitbenutzung von Gemeindewäldern und -ländereien sowie gleiche Behandlung in alltäglichen Angelegenheiten. Diese Forderungen wurden am Vorabend der Reformation erhoben und bezogen sich auf das "reine Evangelium".
09.11.1953 DDR - Michel-Nr. DDR398 - Thomas Müntzer (um 1489/90-1525), Theologe und Revolutionär, Anführer im Bauernkrieg in Thüringen; kämpfende Bauern mit Bundschuhflagge
Führer der Bewegung
Wichtige Anführer der Bauern waren der Odenwälder Georg Metzler, Florian Geyer, Wendel Hipler aus Hohenlohe und der Heilbronner Jäcklein Rohrbach. Götz von Berlichingen wurde Feldhauptmann und belagerte mit dem Bauernheer Anfang 1525 die Festung Frauenberg bei Würzburg. Es kam zu ideologischen Auseinandersetzungen zwischen den Bauern und Reformatoren wie Martin Luther und Thomas Müntzer.
Protagonisten der „Frühbürgerlichen Revolution“ nach Tübke
Die Bockenheimer Bauernhöfe
Infolge dieser Ereignisse bildete sich im Gebiet zwischen Unterhaardt, Donnersberg und Rhein der "Bockenheimer Bauernhaufen", dem sich auch Bauern und Bürger aus Pfeddersheim anschlossen. Im Juni 1525 war dieser "Bauernhaufen" auf etwa 8000 Aufständische angewachsen. Pfeddersheim öffnete diesen Bauern bereitwillig die Tore, womit sich das Schicksal der Stadt eng mit dem Verlauf des Bauernkriegs in seiner Endphase verband.
Die Schlacht vor Pfeddersheim
Schließlich kam es vor den Toren Pfeddersheims zur Schlacht mit dem Heer des Kurfürsten. Besonders der Bereich am St. Georgenberg nördlich von Pfeddersheim wurde zum Schauplatz der Schlacht vom 23. auf den 24. Juni 1525. Hier wurden mehrere Tausend Bauern getötet, und auf dem Pfeddersheimer Kirchplatz wurden viele Anführer hingerichtet. Die Mörstädter Straße wird seit diesem blutigen Ereignis im Volksmund "Bluthohl" genannt.
Ausführlich:
Es war eine düstere Zeit im Juni des Jahres 1525, als sich in der kleinen Stadt Pfeddersheim ein blutiges Kapitel des Deutschen Bauernkrieges schrieb. Die Schlacht, die dort stattfand, sollte für viele Bauern das Ende ihrer Hoffnungen und ihres Lebens bedeuten.
Vorgeschichte
Alles begann Ende April 1525 in Worms und Umgebung, als die Spannungen zwischen den Bauern, Bürgern und der städtischen Obrigkeit eskalierten. Die Unruhen nahmen schnell an Fahrt auf und erreichten im Mai ihren Höhepunkt. Die Bauern und Bürger, vereint in ihrem Kampf, zwangen die Obrigkeit, ihnen innerhalb von vier Tagen Zugeständnisse in Form von 12 Artikeln zu machen.
Diese Artikel umfassten Forderungen nach religiöser Reform, wie der unverfälschten Predigt des Evangeliums und der freien Wahl der Pfarrer durch die Gemeinde. Wirtschaftlich verlangten sie die Ablösung von Zinsen und Abgaben an die Geistlichen sowie das Recht auf Jagd, Fischerei und Holzentnahme. Verfassungsrechtlich forderten sie die Aufhebung der Rachtung von 1519 und die Abschaffung aller Privilegien der Geistlichen.
- Jede Gemeinde soll das Recht haben, ihren Pfarrer zu wählen und ihn zu entsetzen (abzusetzen), wenn er sich ungebührlich verhält. Der Pfarrer soll das Evangelium lauter und klar ohne allen menschlichen Zusatz predigen, da in der Schrift steht, dass wir allein durch den wahren Glauben zu Gott kommen können.
- Von dem großen Zehnten sollen die Pfarrer besoldet werden. Ein etwaiger Überschuss soll für die Dorfarmut und die Entrichtung der Kriegssteuer verwandt werden. Der kleine Zehnt soll abgetan (aufgegeben) werden, da er von Menschen erdichtet ist, denn Gott der Herr hat das Vieh dem Menschen frei erschaffen.
- Ist der Brauch bisher gewesen, dass man uns für Eigenleute (Leibeigene) gehalten hat, welches zu Erbarmen ist, angesehen, dass uns Christus alle mit seinem kostbarlichen Blutvergießen erlöst und erkauft hat, den Hirten gleich wie den Höchsten, keinen ausgenommen. Darum erfindet sich mit der Schrift, dass wir frei sind und sein wollen.
- Ist es unbrüderlich und dem Wort Gottes nicht gemäß, dass der arme Mann nicht Gewalt hat, Wildbret, Geflügel und Fische zu fangen. Denn als Gott der Herr den Menschen erschuf, hat er ihm Gewalt über alle Tiere, den Vogel in der Luft und den Fisch im Wasser gegeben.
- Haben sich die Herrschaften die Hölzer (Wälder) alleine angeeignet. Wenn der arme Mann etwas bedarf, muss er es um das doppelte Geld kaufen. Es sollen daher alle Hölzer, die nicht erkauft sind (gemeint sind ehemalige Gemeindewälder, die sich viele Herrscher angeeignet hatten), der Gemeinde wieder heimfallen (zurückgegeben werden), damit jeder seinen Bedarf an Bau- und Brennholz daraus decken kann.
- Soll man der Dienste (Frondienste) wegen, welche von Tag zu Tag gemehrt werden und täglich zunehmen, ein ziemliches Einsehen haben (sie ziemlich reduzieren), wie unsere Eltern gedient haben, allein nach Laut des Wortes Gottes.
- Soll die Herrschaft den Bauern die Dienste nicht über das bei der Verleihung festgesetzte Maß hinaus erhöhen. (Eine Anhebung der Fron ohne Vereinbarung war durchaus üblich.)
- Können viele Güter die Pachtabgabe nicht ertragen. Ehrbare Leute sollen diese Güter besichtigen und die Gült nach Billigkeit neu festsetzen, damit der Bauer seine Arbeit nicht umsonst tue, denn ein jeglicher Tagwerker ist seines Lohnes würdig.
- Werden der großen Frevel (Gerichtsbußen) wegen stets neue Satzungen gemacht. Man straft nicht nach Gestalt der Sache, sondern nach Belieben (Erhöhungen von Strafen und Willkür bei der Verurteilung waren üblich). Ist unsere Meinung, uns bei alter geschriebener Strafe zu strafen, darnach die Sache gehandelt ist, und nicht nach Gunst.
- Haben etliche sich Wiesen und Äcker, die einer Gemeinde zugehören (Gemeindeland, das ursprünglich allen Mitgliedern zur Verfügung stand), angeeignet. Die wollen wir wieder zu unseren gemeinen Händen nehmen.
- 11. Soll der Todfall (eine Art Erbschaftssteuer) ganz und gar abgetan werden, und nimmermehr sollen Witwen und Waisen also schändlich wider Gott und Ehre beraubt werden.
- Ist unser Beschluss und endliche Meinung, wenn einer oder mehr der hier gestellten Artikel dem Worte Gottes nicht gemäß wären …, von denen wollen wir abstehen, wenn man es uns auf Grund der Schrift erklärt. Wenn man uns schon etliche Artikel jetzt zuließe und es befände sich hernach, dass sie Unrecht wären, so sollen sie von Stund an tot und ab sein. Desgleichen wollen wir uns aber auch vorbehalten haben, wenn man in der Schrift noch mehr Artikel fände, die wider Gott und eine Beschwernis des Nächsten wären.
In dieser angespannten Atmosphäre hatten die Bauern, getrieben von der Last hoher Abgaben, begonnen, sich dem südwestdeutschen Aufstand anzuschließen. Sie plünderten und verwüsteten Adels- und Klostergüter in der Hoffnung, ihre sozialen Bedingungen zu verbessern. In Pfeddersheim war die Stimmung aufrührerisch, und es fiel den Bauern leicht, die Stadt einzunehmen.
Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz kehrte nach der Eroberung Würzburgs eilig in seine Herrschaft zurück, um den Aufstand zu beenden.
Die Schlacht
Die beiden Heere, die sich bei Pfeddersheim gegenüberstanden, waren zahlenmäßig etwa gleich groß, doch die Bauern waren an Ausrüstung und militärischer Ausbildung deutlich unterlegen. Sie waren mit einfachen Waffen wie Lanzen, Morgensternen, Spießen und Ackergeräten bewaffnet, während das fürstliche Heer gut ausgerüstet war und erfahrene Landsknechte sowie schwere Artillerie einsetzte.
Als die fürstlichen Truppen bei Pfeddersheim eintrafen, bezogen sie Positionen im Norden und Südwesten der Stadt und begannen mit dem Beschuss der Wehranlagen. Die Bauern antworteten mit ihrer erbeuteten Artillerie, doch der gegenseitige Beschuss blieb ohne nennenswerte Ergebnisse.
Die fürstlichen Truppen umzingelten die Stadt fast vollständig, lediglich der Osten blieb unbesetzt. Währenddessen beobachteten sie die Bewegungen der Bauern genau.
Verlauf der Schlacht
Die Spannung erreichte ihren Höhepunkt, als eine kleine Truppe der Bauern aus dem Westtor der Stadt stürmte, gefolgt von weiteren 7.000 Mann. Sie versuchten, die Reitertruppen der Fürsten anzugreifen, mussten sich jedoch aufgrund deren Überlegenheit auf den Wingartberg zurückziehen. Von dort aus beschossen sie die Reiterei mit ihren Geschützen.
Als die Bauern schließlich vom Berg herab auf die Hauptmacht der fürstlichen Truppen zustürmten, antworteten diese mit einem verheerenden Artilleriefeuer. Die Bauern sahen sich gezwungen, in die Stadt zu fliehen, doch die fürstlichen Reitertruppen verhinderten dies. Viele Bauern fanden den Tod auf den Feldern oder versuchten verzweifelt, nach Worms zu entkommen. Einige verschanzten sich im Kloster St. Georgenberg, das jedoch völlig verwüstet wurde.
In der Nacht stellten die fürstlichen Truppen weitere Einheiten rund um Pfeddersheim auf und begannen am nächsten Morgen erneut mit dem Beschuss der Stadt. Nach drei Stunden und 262 abgefeuerten Schüssen kapitulierten die erschöpften Bauern schließlich.
Nach der Schlacht
Am 25. Juni 1525 wurden alle Bauern, die keine pfälzischen Untertanen waren, gezwungen, unbewaffnet die Stadt zu verlassen. Etwa 3.000 folgten dem Befehl, doch viele versuchten trotz Warnung zu fliehen. Dieser Fluchtversuch endete in einem weiteren Blutbad, das 800 Menschen das Leben kostete. 30 Rädelsführer wurden sofort hingerichtet, während die übrigen Bauern mit harten Auflagen in ihre Heimat entlassen wurden.
Die fürstlichen Truppen besetzten die Stadt und versammelten die verbliebenen Bauern auf dem Kirchhof. 180 Anführer wurden in die Kirche gesperrt und streng bewacht. Die Pfeddersheimer Bürger wurden gezwungen, jeden entwichenen Bauern bis zum nächsten Morgen herauszugeben, andernfalls drohte ihnen selbst der Tod. 24 Anführer wurden hingerichtet, die übrigen Bauern gegen Bezahlung freigelassen.
Auch die Pfeddersheimer selbst wurden hart bestraft. Vier ihrer Führer wurden enthauptet, die Stadt musste hohe Abgaben zahlen, alle Waffen abgeben und auf ihre Freiheitsbriefe verzichten. So endete die Schlacht bei Pfeddersheim, eine tragische Episode in der Geschichte des Deutschen Bauernkrieges, die tausende Menschenleben forderte und die Hoffnung der Bauern auf eine bessere Zukunft zunichtemachte.
Mit der Schlacht bei Pfeddersheim fand der Bauernkrieg im Wesentlichen seinen Abschluss.
15.05.2025 - 500 Jahre Bauernkrieg – Sonderstempel Schlacht bei Frankenhausen - Porträt Thomas Müntzer - StempelNr. 09/050
Die Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 und die Schlacht bei Pfeddersheim am 23. und 24. Juni 1525 gehören zu den wichtigsten und blutigsten Ereignissen des Deutschen Bauernkriegs. Beide Gefechte zeigen auf eindrückliche Weise die militärische Unterlegenheit der aufständischen Bauern und die brutale Härte, mit der die fürstlichen Truppen jede Form von Widerstand niederschlugen.
In beiden Fällen standen schlecht bewaffnete und kaum militärisch organisierte Bauernheere gut ausgerüsteten und professionell geführten Truppen gegenüber. Bei Frankenhausen wurde das Bauernheer unter der Führung des radikalen Reformators Thomas Müntzer durch das gemeinsame Heer des Landgrafen Philipp von Hessen und des sächsischen Kurfürsten vernichtend geschlagen. Müntzer wurde gefangen genommen und kurz darauf hingerichtet. In Pfeddersheim erlitten die aufständischen Bauern ein ähnliches Schicksal: Das Heer des pfälzischen Kurfürsten Philipp ging mit großer Härte gegen sie vor. Tausende wurden erschlagen, gefangen genommen oder hingerichtet, die Stadt selbst hart bestraft.
Beide Schlachten endeten in einem Massaker. In Frankenhausen starben über 6.000 Menschen, in Pfeddersheim vermutlich rund 8.000. Diese Niederlagen bedeuteten nicht nur das Ende der jeweiligen regionalen Erhebungen, sondern beschleunigten insgesamt das gewaltsame Ende des Bauernkriegs. Der politische und militärische Sieg der Fürsten war eindeutig, und sie nutzten ihn, um ihre Macht zu festigen und künftige Aufstände im Keim zu ersticken. Die Hoffnungen der Bauern auf soziale und wirtschaftliche Verbesserungen wurden enttäuscht – im Gegenteil: vielerorts verschärften sich die feudalen Verhältnisse nach dem Krieg noch weiter.
So zeigen beide Schlachten eindrucksvoll, wie ähnlich sich die Ereignisse in ihrer Struktur, ihrer Brutalität und ihren Folgen waren – zwei tragische Höhepunkte eines gescheiterten Aufstands.
Bauer und Bäuerin beim "Brüten"
Diese tönerne Prägeform zeigt ein seltsames Bild: Ein Bauer mit entblößtem Gesäß, der auf einem Korb Eier „brütet“. Ihm gegenüber betrachtet eine Bäuerin ein Ei in der erhobenen Hand. Das Spruchband dazwischen kann uns den Sinn nicht mehr verraten: Es ist kaum mehr zu lesen. Das „Brüten“ war ein häufigeres Bild in der Satire der Zeit und ist hier vielleicht als Metapher für eheliche Sexualität zu verstehen.
Das Museum Andreasstift besitzt noch weitere dieser „Model“, die zu Beginn der Frühen Neuzeit beliebt waren, um vor allem Küchlein herzustellen. Auch das Nachlass-Inventar des Patriziers Claus Stalburg von 1524 erwähnt einige „kuchelstaine“ mit mythologischen, christlichen und volkstümlichen Darstellungen. Einer davon war diesem offenbar ähnlich: Zu sehen sei „eyn bauer und 1 weip, die dreschen aus eyeren jung huner“. Beauftragt hatte er die Model beim Metallschmied Hartmann Kistener in Frankfurt, der also vielleicht auch die Form im Besitz des Museums angefertigt hat.
Die Zusammenarbeit von Bauer und Bäuerin war vor 500 Jahren angesichts eines Lebens am Existenzminimum und der Bedrohung durch Schädlinge und Missernten unerlässlich. Das „Ehe- und Arbeitspaar“ bildete sich im Mittelalter als eigene wirtschaftliche Einheit heraus. Es konnte – bei allen Abgaben an Kirche und Grundherrn – immer freier über den Gewinn aus der eigenen Arbeit verfügen und diesen auch besser vererben. Die Frau wurde wirtschaftlich wichtiger und bekam mehr eigene (auch rechtlich gesicherte) Spielräume.
Auch im Bauernkrieg von 1525 spielten Frauen eine Rolle. Bekannt wurde die „schwarze Hofmännin“ Margarethe Renner, die die aufständischen Bauern der Umgebung Heilbronns anspornte und dafür ins Gefängnis geworfen, aber später freigelassen wurde. Mehr über den Bauernkrieg und seine Zeit erfahren Sie in unserer Sonderausstellung „‘Die Luft der Freiheit‘ – 500 Jahre Bauernschlacht Pfeddersheim 1525“ ab dem 4. Juli. Die interessante Prägeform ist dagegen schon jetzt in der Wechselvitrine im Erdgeschoss des Museums Andreasstift zu sehen.
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