Dr. Martin Luther in der Philatelie
Briefmarken zum Thema "Martin Luther"

Wormser Geschichte mit Briefmarken erzählt

20. Jahrhundert


Im Jahr 1900 begann eine spannende Phase für Worms, als die Stadt sowohl durch Infrastrukturprojekte als auch durch kulturelle und wirtschaftliche Entwicklungen geprägt wurde. Die Bevölkerung überschritt die Marke von 40.000 Einwohnern, von denen sich 63,6 % als evangelisch, 32,4 % als katholisch und 3,1 % als israelitisch bekannten, während 0,6 % anderen Glaubensgemeinschaften angehörten.


Im März desselben Jahres wurde die erste feste Rheinbrücke, die Ernst-Ludwig-Brücke, feierlich eingeweiht. Der Großherzog Ernst Ludwig und seine Familie sowie Regierungsvertreter waren anwesend, als die Brücke ihren Betrieb aufnahm und die Stadt von den Unannehmlichkeiten durch Hochwasser und Eisgang befreite.


Auch die Eisenbahnbrücke wurde am 30. November 1900 in Betrieb genommen.


Ende des 19. Jahrhunderts platzte der Wormser Bahnhof aufgrund des steigenden Verkehrs aus allen Nähten. 1890 forderte die Stadt eine umfassende Modernisierung, da das alte Empfangsgebäude zu klein und veraltet war. Die Hessische Ludwigsbahn (HLB) zögerte zunächst mit Investitionen, doch mit dem Bau der Rheinbrücke Worms, die den Verkehr vom Rosengarten-Bahnhof direkt in den Hauptbahnhof lenkte, wurde ein Neubau unvermeidlich. 5,99 Millionen Mark wurden für den Umbau bereitgestellt. Nach hitzigen Diskussionen entschied man sich, das neue Empfangsgebäude am bisherigen Standort zu errichten, was 1895 schließlich umgesetzt wurde.



Die Nibelungenschule wurde am 19. April 1900 eröffnet, und am 16. Mai begrüßten die Wormser mit Booten die Torpedoboots-Division am Rheinufer, wo Tausende von Menschen die Landung erwarteten.


Im folgenden Jahr, am 9. November 1901, wurde das Elektrizitätswerk in der Klosterstraße eingeweiht, ausgestattet mit zwei Verbunddampfmaschinen und einem umfangreichen Kabelnetz.

Es war eine neblige Nacht, als in der Klosterstraße ein schwaches Leuchten aus dem Backsteinbau stieg. Der Strom floss – zum ersten Mal. Ein dumpfes Brummen lag in der Luft, die Turbinen des neuen Elektrizitätswerks nahmen Fahrt auf. Der Ingenieur Heinrich Bauer blickte auf die glimmenden Anzeigen, als sei es Magie. Strom – nicht nur Licht, sondern Zukunft.

Doch die neue Energie weckte nicht nur Hoffnungen. In den Dörfern rund um Worms flüsterte man von „Geisterlicht“, von Teufelswerk gar. Nur einer wusste: Wenn man diese Kraft richtig lenkte, konnte sie alles verändern.
1909: Heinrichs Vision wurde größer. Gemeinsam mit mutigen Bürgermeistern gründete er den Rheinhessischen Elektrizitäts-Zweckverband. Sie wollten mehr als ein Werk – sie wollten ein Netz. Ein Versprechen.
1911: Die Gründung der Elektrizitätswerk Rheinhessen AG war wie der erste Blitz in dunkler Nacht. In Worms leuchteten erste Glühbirnen, doch es war das südliche Ried, das für Heinrich zur Bewährungsprobe wurde. Die Landwirte lachten erst. Doch als 1917 der erste elektrische Dreschwagen über ein Feld bei Gernsheim ratterte, verstummte das Spottlachen.

1928: „Ein Herd, der ohne Feuer kocht?“ Die Schweizer Firma Salvis brachte den elektrischen Herd nach Worms. Heinrich – nun alt, aber unbeirrbar – hielt die erste Herd-Vorführung. Frauen, die staunten. Kinder, die lachten. Ein Jahr später war der 1.000. Herd angeschlossen – und das elektrische Zeitalter in den Küchen begann.
1931: Worms leuchtete. Die erste elektrische Straßenbeleuchtung brannte am Obermarkt. Es war, als hätte man der Stadt die Sterne vom Himmel geholt.
Doch der Schatten kam.
1945: Bomben fielen, die Rheinbrücken wurden gesprengt, die Kraftwerke in Osthofen und Worms verstummten. Die Stadt lag 29 Tage im Dunkeln. In dieser Finsternis wurde Strom nicht nur zu Technik – sondern zu Hoffnung. Kerzen flackerten, aber alle warteten auf das erste Summen, das die Rückkehr der Energie ankündigte.
1949: Es war zurück – stärker denn je. Die alten Kraftwerke hatten ihren Dienst getan. Der Strom kam nun über Brücken und Kabel vom Großkraftwerk Mannheim. Heinrich Bauer war tot. Aber seine Idee lebte – in jedem leuchtenden Fenster.
1961, zum 50. Jubiläum, eröffnete EWR ein neues Verwaltungsgebäude. Im Lutherring wurde geplant, gedacht, entwickelt. Das Netz wuchs. Mit den Jahren kamen Windräder, Erdgas, Sonnenenergie, ja sogar E-Autos. Die Welt wurde moderner, schneller – elektrischer.
1998: EWR bot den Menschen die Wahl – Naturstrom, Tarife, Freiheit. Strom wurde grün. Strom wurde demokratisch.
2002: Aus Strom wurde mehr. Gas. Wasser. Mobilität. Sponsoring. Kultur. EWR wurde ein Teil der Region, nicht nur ein Versorger, sondern ein Möglichmacher. Hauptsponsor der Nibelungen-Festspiele, Initiator von Zukunftsforen.
Heute. Die Turbinen der Anfangszeit sind längst still. Aber in jedem Windrad, jeder Ladestation, jedem leuchtenden Fenster in Worms und Rheinhessen lebt ihr Erbe.
Und wenn du nachts durch die beleuchtete Klosterstraße gehst und der Wind aus dem alten Gemäuer einen Hauch Technikgeschichte trägt – dann spürst du sie vielleicht: die Kraft, die alles veränderte.
EWR – Mit Energie auf neuen Wegen. Seit 1911.



Einen Monat zuvor, am 26. Januar 1901, öffnete die Volksbücherei und Lesehalle in der Domdechaneikasere ihre Türen, um jedem Bürger Zugang zu Bildung zu ermöglichen.

1902 wurde der neu angelegte städtische Friedhof auf der Hochheimer Höhe eröffnet. 



Ein Jahr später beschloss die Stadtverordnetenversammlung, das Erholungsgebiet „Wäldchen“ zu einem parkähnlichen Gebiet auszubauen, und der Lederfabrikant Cornelius Wilhelm Freiherr von Heyl gründete das Diakonissenheim mit der Privatklinik „Sophienhaus“ in der Paulusstraße.




1904 führte Konrad Fischer, ein Redakteur des Wormser Tageblatts, das erste „Rosenfest“ ein, inspiriert von einem Lied über den Rosengarten in Worms. Auch das Küchler-Denkmal wurde am 26. November 1904 enthüllt, um an den ehemaligen Oberbürgermeister Wilhelm Küchler zu erinnern.



Im Oktober 1905 wurde das städtische Grundwasserwerk im Bürstädter Wald eingeweiht, und die Trennung des Humanistischen Gymnasiums von der Oberrealschule wurde beschlossen. Im Dezember wurde das neue großherzogliche Gymnasium am Barbarossaplatz eröffnet.




Das von Johann Hirt geschaffene Hagenstandbild wurde im Stadtpark aufgestellt, und die Straßenbahn, die die Stadtteile miteinander verband, nahm ihren Betrieb auf. Im Februar 1907 genehmigte der Stadtrat den Durchbruch der Stadtmauer für die neue Karolingerstraße, das Raschitor.


1908 überquerte Graf Zeppelin mit seinem Luftschiff Worms, und am 7. August wurde er zum Ehrenbürger ernannt. 1909 wurde Friedrich Wilhelm von Schoen für seine Verdienste um die Glyptothek in München nobilitiert und erhielt 1939 das Ehrenbürgerrecht.

Im Juni 1910 wurde bei den Restaurierungsarbeiten am Wormser Dom ein Kreuz auf der erneuerten Ostkuppel aufgesetzt. Das Cornelianum, von Professor Theodor Fischer in Auftrag gegeben, ein Repräsentationsbau mit Festsaal und Nibelungenbildern, wurde fertiggestellt, (als Stiftung des Freiherrn Cornelius Heyl, zu Herrysheim)  doch das Gebäude wurde nach 1945 nicht wieder aufgebaut. 


Im August 1910 nahm das Erholungsheim auf dem Hohen Darsberg seinen Betrieb auf.

Unter Ernst Alfred Oskar Wevers Vorsitz wurde von dem 1888/1889 gegründeten „Wormser Verein zur Gesundheitspflege armer und kränklicher Schulkinder“ im Jahr 1910 das Schullandheim „Hoher Darsberg“ gegründet. Ab diesem Zeitpunkt fanden etwa 60 Schulkinder jedes Jahr dort eine Möglichkeit, sich zu erholen und wieder gesund zu werden. Getragen wurde das Schullandheim von Wormser Unternehmern und von finanziellen Zuwendungen seitens der Stadt Worms

Hermann Rauch jr. war in Worms Betreiber einer renommierten Lehrmittelfabrik, die sich insbesondere auf die Herstellung von Schulwandtafeln und weiteren Unterrichtsmaterialien spezialisierte. Die Anfänge der Firma lassen sich bis in die frühen 1900er-Jahre zurückverfolgen; ansässig war sie unter anderem am Plattweg 71 in Worms. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1910 und stand später unter der Leitung von Bruno Lorenzen. Dokumente aus dem Stadtarchiv Worms belegen eine kontinuierliche Geschäftstätigkeit zwischen 1962 und 1967. Historische Werbeanzeigen aus dem Jahr 1927 bezeichnen die Firma als „Lehrmittelfabrik Hermann Rauch jr., Worms“ und zeugen von ihrer Bekanntheit. Während des Zweiten Weltkriegs spielte das Fabrikgebäude auch eine Rolle im Rahmen von Luftschutzmaßnahmen – auf dem Dach war ein Flakgeschütz installiert, das zur Verteidigung diente.


Ein weiteres Highlight des Jahres war die Erweiterung der Wormser Polizei um eine neue Abteilung, die „Rheinwache“, und die Eröffnung der Friedhofskapelledes neu angelegten israelitischen Friedhofs auf der Hochheimer Höhe am 20. November 1911.
So erlebte Worms eine Zeit des Wandels und des Wachstums, die sowohl die Stadt selbst als auch das Leben ihrer Bewohner nachhaltig prägte.


Im Jahr 1912 wurde das Wöchnerinnenheim „Mathildenheim“ eröffnet, ein symbolisches Bauwerk der Fürsorge und sozialen Verantwortung. Mitten auf dem Liebenauerfeld, direkt neben der Arbeiterwohnsiedlung, fand es Platz und setzte den Startschuss für das sozialpolitische Programm des Freiherrn von Heyl, der sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeiterfamilien einsetzte.

Doch die positive Entwicklung wurde bald von einer tragischen Nachricht überschattet.


 

Am 12. Juli 1912 vernichtete ein verheerender Brand die Kunstmühle der Firma Baruch und Schönfeld. Die Flammen fraßen sich durch die Mühle und hinterließen nur noch Ruinen, die von der einst prächtigen Anlage zeugten.


Am 12. November desselben Jahres fand die feierliche Einweihung der Lutherkirche statt, die seit 1910 nordwestlich an die Eleonorenschule angebaut wurde. Die Architektur, die vom renommierten Kirchenbaumeister Friedrich Pützer entworfen wurde, und die kunstvolle Innenausstattung von Künstlern der Darmstädter Künstlerkolonie machten die Kirche zu einem besonderen Ort des Glaubens. Die Orgel, großzügig gespendet von C.W. Freiherr von Heyl und seiner Frau, rundete das feierliche Ereignis ab.


Im Laufe des Jahres 1912 entwarf Stadtbaumeister Georg Metzler einen städtischen Schlachthof im Jugendstil, der neue Maßstäbe in Ausstattung und Funktionalität setzte und die moderne Stadtarchitektur repräsentierte.


Im Juli 1913 wurde das neue Sparkassengebäude an der Moltkeanlage (heute Adenauerring) feierlich eröffnet. Gleichzeitig wurde hier die Städtische Gemäldegalerie eröffnet, die für die nächsten 18 Jahre mit Leihgaben aus Darmstadt ausgestattet war.



Die Landhaussiedlung im Westend, westlich der Alzeyer Straße, entstand nach den Plänen von Heinrich Metzendorf und spiegelte die klaren Formen des Darmstädter Jugendstils wider. Diese neue Siedlung wurde durch die Landhausgesellschaft Bergstraße m.b.H. realisiert.



Im September 1913 landete das Zeppelin-Luftschiff „Viktoria Luise“ auf dem Exerzierplatz rechtsrheinisch und nahm Passagiere an Bord. Dieses Ereignis unterstrich die technologische Fortschrittlichkeit der Zeit.


Kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, im Jahr 1914, gründete Dr. Erich Grill den „Wormser Bund zur Pflege der Bildenden Kunst“, eine Initiative, die sich der Förderung der Kunst verschrieb.
Die Jahrestagung des Denkmalrates in Hessen fand am 9. März 1914 in Worms statt, bei der die Restaurierungsarbeiten am Wormser Dom im Mittelpunkt der Verhandlungen standen.


Am 29. September 1915 wurde die Musikwelt von einem schweren Verlust getroffen: Der Komponist Rudi Stephan fiel im Alter von nur 28 Jahren bei Tarnopol in Galizien. Sein talentierter und vielversprechender Weg wurde durch seinen frühen Tod abrupt beendet. Heute erinnert ein altsprachliches Gymnasium an seinen Namen und seine Werke.


Erster Weltkrieg und Worms
Während des Ersten Weltkriegs (1914–1918) war Worms, wie viele andere Städte im Deutschen Reich, stark von den Folgen des Krieges betroffen, auch wenn die Stadt selbst nie Kriegsschauplatz wurde. Bereits mit der Mobilmachung im August 1914 wurden zahlreiche Männer aus Worms eingezogen und verschiedenen Regimentern zugewiesen, etwa dem Großherzoglich-Hessischen Infanterie-Regiment Nr. 118. In der Stadt selbst existierten Kasernen, Lazarette und militärische Einrichtungen. Zudem wurde in Worms ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet, vermutlich im heutigen Stadtteil Hochheim, in dem ausländische Kriegsgefangene wie Franzosen und Russen untergebracht waren.
Mit dem fortschreitenden Krieg veränderte sich auch das Leben in der Stadt drastisch. Die Heimatfront wurde zur zentralen Stütze der Kriegsmaschinerie. Frauen übernahmen in zunehmendem Maße Aufgaben in der Rüstungsproduktion, der Landwirtschaft und in der Pflege. Fabriken wie die Heyl’schen Lederwerke oder die Nibelungenwerkstätten stellten Teile ihrer Produktion auf kriegswichtige Güter um. Der Alltag wurde von wachsender Not geprägt: Lebensmittel wurden knapp, es kam zu Rationierungen, die Menschen waren auf Ersatzstoffe wie Kunsthonig oder Kriegskaffee angewiesen. Vor allem in den letzten Kriegsjahren spitzte sich die Versorgungslage dramatisch zu, was zu Hunger, Unruhen und wachsender Unzufriedenheit führte.
Zahlreiche Lazarette wurden in Worms eingerichtet, etwa im Gebäude des heutigen Eleonoren-Gymnasiums oder im Andreasstift, um die vielen verwundeten Soldaten zu versorgen. Die Pflege wurde dabei oft von kirchlich organisierten Schwestern und Freiwilligen übernommen. Aufrufe zur Zeichnung von Kriegsanleihen waren auch in Worms allgegenwärtig, die Bevölkerung wurde regelmäßig aufgefordert, zur Finanzierung des Krieges beizutragen.
Der Preis des Krieges war hoch. Mehrere Tausend Männer aus Worms fielen an den Fronten. Ihre Namen wurden in Ehrenbüchern verzeichnet und sind heute noch auf Denkmälern zu finden, etwa am Adenauerring oder auf dem Wormser Hauptfriedhof. In Kirchen wurden Gedenktafeln angebracht, die an die Gefallenen erinnern. Auch nach dem Krieg blieb die Erinnerung an die Opfer präsent: In Schulen, Vereinen und kirchlichen Gruppen wurde ihrer gedacht, oft begleitet von patriotischen oder nationalistischen Tönen, wie sie für die Nachkriegszeit typisch waren.
Wer sich heute näher mit der Geschichte Worms’ im Ersten Weltkrieg befassen möchte, findet im Stadtarchiv eine Vielzahl von Dokumenten, Feldpostbriefen, Fotografien und Zeitungsartikeln. Auch das Museum der Stadt Worms im Andreasstift greift das Thema in Sonderausstellungen auf und bietet vertiefende Einblicke in das lokale Geschehen während dieser Zeit.


04.03.1916 - DR Kriegsgefangenenpost Blg. 1.WK Lager Worms 04.03.1916 - DR Kriegsgefangenenpost Blg. 1.WK Lager Worms

Während des Ersten Weltkrieges wurde in Worms ein großes Kriegsgefangenenlager errichtet. Für die dort verstorbenen Gefangenen wurde auf dem Hauptfriedhof Hochheimer Höhe ein eigenes Areal als letzte Ruhestätte angelegt. Insgesamt fanden dort 2084 Kriegsgefangene ihre letzte Ruhe, darunter 1700 russische, 113 britische, 116 italienische und 155 rumänische Soldaten. Noch während des Krieges wurde zu ihrem Gedenken ein Denkmal errichtet.
In den Jahren 1922/23 plante die Commonwealth War Graves Commission (CWGC), in Deutschland vier zentrale Friedhöfe für die gefallenen Soldaten und verstorbenen Angehörigen des Commonwealth einzurichten. Aufgrund religiöser oder anderer Gründe konnten jedoch nicht alle bestehenden Grabstätten aufgelöst werden. Aus diesem Grund blieb die Kriegsgräberstätte auf dem Hauptfriedhof Hochheimer Höhe in Worms erhalten. (Worms (Hochheim Hill) Cemetery)


Im Jahr 1916 wurde das Handwerker- und Gewerbeamt als erste dieser Art in Worms gegründet, eine Institution, die neue Maßstäbe in der beruflichen Organisation und Unterstützung setzte.
Die Nacht vom 6. auf den 7. Juli 1917 brachte Unruhe und Angst, als feindliche Flieger über Worms erschienen und rund zwanzig Bomben abwarfen. Glücklicherweise schlugen die meisten Bomben auf freiem Feld ein und verursachten nur begrenzte Schäden.




Mit dem Ende der Monarchie am 8. November 1918 übernahm ein Arbeiter- und Soldatenrat unter der Leitung von Peter Bender die vollziehende Gewalt, die jedoch bereits am 3. Dezember desselben Jahres wieder abgegeben wurde.
Im Frühjahr 1919 begann die Stadtverwaltung mit dem Bau von 24 Kleinwohnungen an der Pfeddersheimer- und Kyffhäuserstraße, was den Beginn des kommunalen Wohnungsbaus markierte. Dieser Bau wurde in den folgenden Jahren kontinuierlich ausgeweitet.

 


Die Kommunalwahlen am 9. November 1919 brachten den Sozialdemokraten mit 40,3 % und 17 Stimmen den Sieg, wodurch sie zur stärksten Partei im Stadtrat wurden. Zusammen mit der Demokratischen Partei (11,4 %, 5 Stimmen) hatten sie die Mehrheit. Heinrich Köhler von der DVP blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1924 Oberbürgermeister.


Am 23. Dezember 1919 gründete die Firma Doerr & Reinhart das Kinderheim St. Marien, ein Schritt zur sozialen Unterstützung von Kindern in schwierigen Zeiten.



Der VfR 08 Worms entstand im Juni 1919 aus der Fusion von FC Union 1908 und Viktoria 1912. Der Verein besaß einen Sportplatz am Schweißwerk, der die „Aul“ ersetzte. Die Vereinsfarben wechselten zu Schwarz-Weiß und 1929 zu Rot-Weiß.
1927/28 wurde das Wormatia-Stadion an der Alzeyer Straße erbaut. Nach der Fusion mit dem Reichsbahn Turn- und Sportverein zum RTSV Wormatia 08 Worms am 17. Januar 1939 wurde die seit 1933 „Adolf-Hitler-Stadion“ genannte Spielstätte im Rahmen eines größeren Sportkomplexes umfangreich umgebaut.



Am 15. Mai 1920 stiftete Freiherr Cornelius von Heyl das Kunsthaus Heylshof der Öffentlichkeit. Seine wertvollen Sammlungen wurden jedoch 1945 bei einem Luftangriff zerstört.




Am 26. September 1920 wurde der Grundstein für den Wiederaufbau der St. Nikolauskapelle am Dom gelegt, nachdem die Kapelle aufgrund von Baufälligkeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg niedergelegt worden war.



Friedrich Ebert, der erste Reichspräsident der Weimarer Republik, war in Worms. Ebert besuchte Worms am 26. Juli 1921. Dieser Besuch war Teil einer Reise durch Rheinland-Pfalz und andere westdeutsche Gebiete. Ebert wurde in Worms feierlich empfangen und hielt eine Rede, in der er auf die Bedeutung des demokratischen Aufbaus in Deutschland und die Herausforderungen der jungen Weimarer Republik einging.
Der Besuch Eberts in Worms war ein bedeutendes Ereignis für die Stadt, da er einer der prominentesten deutschen Politiker seiner Zeit war und die Demokratisierung Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg vorantrieb.



Am 21. September 1921 kam es zu einer gewaltigen Explosion im Oppauer Werk der Badischen Anilin- und Sodafabrik, die die Anlage zerstörte. Die Druckwellen beschädigten auch zahlreiche Fenster in Worms, darunter etwa 1000 m² der gemalten Fenster des Wormser Doms.



Im Rahmen der 400-Jahr-Feier des Wormser Reichstags fand im Jahr 1921 eine feierliche Lutherfeier am Lutherdenkmal statt.



Die erste Ortsgruppe der NSDAP wurde im Jahr 1922 auf Initiative von Hans Hinkel gegründet, mit einer erneuten Gründung am 27. Oktober 1925.



Am 23. September 1923 starb Freiherr Cornelius Wilhelm Heylzu Herrnsheim in Pfauenmoos. Als bedeutender Unternehmer und sozial engagierter Bürger hatte er die Lederfabrik übernommen und weiterentwickelt sowie zahlreiche soziale Projekte initiiert. Sein Tod hinterließ eine Lücke in der Gemeinschaft, die durch seine umfassenden Beiträge zu Industrie und Sozialwesen geprägt war.



Während der Hyperinflation 1922/1923 erlebte Worms, wie der Rest Deutschlands, eine dramatische Entwertung der Währung, was zu extremen Preissteigerungen und einem Zusammenbruch des traditionellen Handels führte. Die Stadt versuchte, die Krise durch die Ausgabe von Notgeld zu mildern, aber die wirtschaftliche Not und das soziale Unbehagen blieben gravierend.



Am 10. Oktober 1923 schlossen die Werger-Brauerei AG aus Worms und die Eichbaum-Brauerei AG aus Mannheim einen Interessengemeinschaftsvertrag, der sechs Jahre später zur Fusion der beiden Unternehmen zur Eichbaum-Werger-Brauerei AG in Worms führte.



Am 5. Juni 1924 wurde der ehemalige Oberbürgermeister Heinrich Köhler nach einer Gedächtnisfeier in Darmstadt nach Worms überführt. Ein großer Trauerzug begleitete ihn am folgenden Tag zum Friedhof auf der Hochheimer Höhe, wo er beigesetzt wurde.



Im Jahr 1925 entstand als Gegenstück zur Landhaussiedlung Metzendorfs eine neue Siedlung für die gehobenen Mitarbeiter der Lederfabrik Heyl. Außerdem errichtete Stadtbaumeister Georg Metzler in diesem Jahr Mietshäuser für städtische und Reichsfinanzbeamte in der Seidenbenderstraße sowie in der Kant- und Hegelstraße.

Am 26. Februar 1925 verstarb General-Leutnant Maximilian Freiherr von Heyl, der Gründer des Wormser Museums und Stifter der Lutherbibliothek. Kurz vor seinem Tod wurde er von der Technischen Hochschule Darmstadt mit dem Titel eines Doktor-Ingenieurs geehrt.


Im August 1925 wurde der Dom im Rahmen der Burchard-Feier zur päpstlichen Basilica Minor erhoben. Ein Wappenstein am südlichen Domeingang erinnert an diese Auszeichnung.



Wilhelm Marx, der zweimalige Reichskanzler der Weimarer Republik (1923-1925 und 1926-1928), besuchte Worms. Ein bemerkenswerter Besuch fand am 23. April 1925 statt, während seines ersten Amts als Reichskanzler. Dieser Besuch war Teil seines Engagements für den Wahlkampf zur Reichspräsidentenwahl, bei der er kandidierte. Während seines Aufenthalts in Worms nahm er an verschiedenen Veranstaltungen teil und hielt Reden, in denen er seine politischen Positionen darlegte und um Unterstützung warb. Marx war eine bedeutende Figur der Zentrumspartei und spielte eine zentrale Rolle in der instabilen politischen Landschaft der Weimarer Republik.


Am 4. September 1926 wurde das „Haus des Handwerks“, früher bekannt als Gernsheimsches Haus in der Kämmererstraße, eingeweiht. Leider wurde es im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört.


Am 1. Dezember 1926 mussten die Restaurierungs- und Bauarbeiten am Dom aufgrund fehlender finanzieller Mittel eingestellt werden. An diesem Tag wurde auch die Kreisdelegatur Worms der Interalliierten Rheinlandkommission aufgelöst.



Im Jahr 1927 waren in der Lederindustrie nahezu 8000 Personen beschäftigt, davon etwa 4600 bei der Cornelius Heyl AG, 1200 im seit 1923 selbständigen Lederwerk Heyl/Liebenau und 2000 bei Doerr & Reinhart.


1928 übernahm der Dominikanerorden die gesamte Anlage des ehemaligen St. Paulusstifts einschließlich der Pauluskirche.


Erstes Fahrradgeschäft in Worms:
Mechanikermeister Heinrich Gölz, hat 1928 sein Hobby, das Rennradfahren, zum Beruf gemacht und ein Fahrradgeschäft mit Werkstattin der Bensheimer Straße eröffnet. Später kamen noch Motorräder, Mopeds und Motorroller dazu.


Am 1. März 1928 verlegte das Zollamt seine Amtsräume in das neu errichtete Gebäude an der Rheinstraße 1.

Am 15. Juli 1929 wurde Wilhelm Rahn als Beigeordneter zum Oberbürgermeister von Worms gewählt.
Der geheime Sanitätsrat Karl Köhl, ein führender Prähistoriker und langjähriger Kustos des Städtischen Museums, verstarb am 4. Dezember 1929. Für seine Verdienste um die vor- und frühgeschichtliche Sammlung wurde er geehrt.

 

Im Februar 1929 fror der Rhein zu, und am 30. Juni 1930 zogen die französischen Besatzungstruppen ab.


Eine Befreiungsfeier fand statt, und am folgenden Tag wurde in Anwesenheit des hessischen Staatspräsidenten das neue städtische Museum im Andreasstift eröffnet, nachdem die Sammlungen vom Altertumsverein verlagert worden waren.



Wormser Zeitung am Rhein Befreiungsfeier 30 Juni 1930

Am 30. Juni 1930 veröffentlichte die Wormser Zeitung eine Sonderausgabe zum Abschluss der elfeinhalbjährigen Besatzungszeit am Rhein. Diese Ausgabe trug den Titel „Frei ist der Rhein“ und enthielt Beiträge von Wormser Bürgern, die ihre Erlebnisse während der Besatzungszeit schilderten. Zusätzlich wurde das Volksschauspiel „Der Rhein ist frei!“ von Konrad Fischer abgedruckt, das anlässlich der Befreiungsfeier im städtischen Spiel- und Festhaus aufgeführt wurde.
REGIONALGESCHICHTE.NET

Montag 30 Juni 1930 - Caserne des Vallieres - Die Französichen Besatzungstruppen verlassen Worms Montag 30 Juni 1930 - Caserne des Vallieres - Die Französichen Besatzungstruppen verlassen Worms

Die Sonderausgabe war schnell vergriffen, was die Bedeutung dieses historischen Moments für die lokale Bevölkerung unterstreicht. Die Wormser Zeitung hat später ein Buch mit dem Titel „Frei ist der Rhein“ herausgegeben, das neben den Beiträgen der Sonderausgabe weitere Artikel zur Besatzungszeit enthält.
1914-1930-RLP.DE
Für diejenigen, die Interesse an historischen Ausgaben der Wormser Zeitung haben, bietet das Stadtarchiv Worms digitalisierte Bestände an. Zwar sind die Ausgaben von 1914 bis 1918 online verfügbar, doch für spätere Jahrgänge, einschließlich der Ausgabe vom 30. Juni 1930, empfiehlt es sich, direkt beim Stadtarchiv nachzufragen.
WORMS.DE
Die Befreiungsfeierlichkeiten am 30. Juni 1930 wurden unter der Leitung von Oberbürgermeister Wilhelm Rahn organisiert. Bereits ab Mitte Mai wurden umfangreiche Vorbereitungen getroffen, und die lokalen Zeitungen berichteten ausführlich über den Ablauf der Feierlichkeiten.
REGIONALGESCHICHTE.NET
Die Sonderausgabe der Wormser Zeitung vom 30. Juni 1930 stellt somit ein wertvolles Zeitdokument dar, das Einblicke in die lokale Wahrnehmung des Endes der Besatzungszeit bietet.




12. Juni 1932 
Adolf Hitler spricht im Stadion an der Alzeyer Straße vor 30.000 Menschen.



21. August 1932 
Das Ehrenmal der 118er (Infanterie Regiment Prinz Carl Nr. 118) wird enthüllt. Die Gelder für das Denkmal, von Paul Birr/Berlin gestaltet, wurde vom Verein der ehemaligen 118er aufgebracht. Anlässlich der Weihe wird das Denkmal der Stadt geschenkt. Die Festrede hält Generalmajor v. Münter, ehemaliger Kommandeur der 118er. Der frühere Großherzog Ernst Ludwig nimmt an den Feierlichkeiten teil.


Am 14. Dezember 1932 brannte das Theater ab. Zwei arbeitslose junge Männer, der eine 1912, der andere 1913 geboren, der eine hatte eine Malerlehre, der andere eine Ausbildung zum Schiffer gemacht, waren in das Gebäude eingedrungen und hatten nach Bargeld gesucht. Ohne Beute, voller Frust zündete der eine ein Stück Tuch an und warf es in die Kulissenwände. Von der gegenüberliegenden Gutenbergstraße haben beide sich den Untergang des Theaters angeschaut. „Was der Kunstsinn der Bürger, was die Aufwendungen bedeutender Mittel ermöglichten, in wenigen Stunden fraßen es die Flammen“, schrieb die Wormser Zeitung.


1933 - Vom Sedantag zum Backfischfest – Wie Worms sein Lächeln zurückeroberte
Ein Weinfest am Rhein, zur alten Zeit des Sedantages, aber ohne politische Aufladung – dafür mit Genuss, Gemeinschaft und einem Augenzwinkern.
Der Name? Backfischfest.
Ungewöhnlich. Bodenständig. Genau richtig.
Im September 1933 öffnete das neue Fest zum ersten Mal seine Pforten – neun Tage Frohsinn am Fluss. Trotz Skepsis von Wirten und Fischern war die Resonanz überwältigend. Der Duft von Wein und Zwiebelkuchen lag über den Zelten, Lachen und Musik füllten die Straßen. Worms hatte sich ein Stück Lebensfreude zurückgeholt.




Das Städtische Spiel- und Festhaus wird in Anwesenheit des Reichsstatthalters Sprenger, des Staatsministers Jung und des Präsidenten der Reichstheaterkammer, Ministerialrat Otto Laubinger, eingeweiht. Nach zweijähriger Rekonstruktion, die zugleich eine Modernisierung der bisherigen Bühne und Technik bedeutete, wurde das Gebäude am 28. Oktober 1934 wiedereröffnet – mit Hebbels „Nibelungen“. Und so sah es damals aus:
Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propagande, Dr. Joseph Goebbels, hält eine Rede im Wassergasschweißwerk und wohnt der Aufführung von Friedrich Hebbels "Nibelungen" im Städtischen Spiel- und Festhaus bei. Die Nibelungenfestspiele finden im Rahmen der Reichstheaterwoche des Propagandaministeriums statt. Goebbels übrigens hielt sich nicht lange hier auf, noch am Abend fuhr er nach Mannheim – und kam nie wieder.
Die Inszenierung stammte vom Hessischen Landestheater in Darmstadt und gut besetzt mit bekannten Bühnen- und Filmschauspielern wie Carl Raddatz (Gunther), Maria Koppenhöfer (Brünhild) und Agnes Straub (Kriemhild).


Nach der 1937 durchgeführten Aufhebung der drei Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen wurde am 1. November 1938 in Hessen eine einschneidende Gebietsreform durchgeführt. Im Umkreis von Worms wurden der Kreis Oppenheim und der Kreis Bensheim aufgelöst. Dabei wurden die rechtsrheinischen Gemeinden Lampertheim, Bürstadt, Hofheim und Biblis dem neugeschaffenen Landkreis Worms, der aus dem Kreis Worms hervorging, angegliedert. Die Städte Mainz und Worms wurden als Stadtkreise verselbständigt. Diese so geschaffene Verwaltungsgliederung hatte bis zum Kriegsende 1945 Bestand.

Die Synagoge brannte lichterloh, ein Symbol jahrhundertealter jüdischer Kultur in Flammen aufgegangen. Mehr als elf Geschäfte, die einst das Herz der jüdischen Gemeinschaft in Worms ausmachten, wurden in Schutt und Asche gelegt. Die Gewalt machte auch vor den Türen der Privatwohnungen nicht Halt: 130 jüdische Familien wurden aus ihren Heimstätten gerissen, ihre Wohnungen verwüstet, ihr Leben zerstört. 46 Männer, Väter, Söhne und Brüder, wurden in die Fänge der Unmenschlichkeit getrieben und nach Buchenwald deportiert.
1933 zählte die jüdische Gemeinde in Worms etwas mehr als 1.000 Mitglieder. Viele spürten die drohende Gefahr und versuchten verzweifelt, in die Nachbarländer zu fliehen. Doch auch dort holte sie der Krieg ein, als die Deutschen einmarschierten und die Fluchtwege verschlossen wurden. Im Oktober 1938 wurden 37 Juden nach Zbąszyń deportiert, keiner von ihnen kehrte zurück. Der Alptraum setzte sich fort, als im März 1942 die Deportationen in die Vernichtungslager im Osten begannen. Bis zum Ende des Krieges, 1945, wurden 439 Wormser Juden ermordet. Als die amerikanischen Truppen im März 1945 in Worms einmarschierten, fanden sie eine Stadt vor, in der kein einziger Jude mehr lebte – die jahrhundertealte Gemeinschaft ausgelöscht, das Erbe einer Kultur von unsäglicher Brutalität vernichtet.



Eine Stadt, ein Fluss und ein Neuanfang: Die Geschichte des Röhm-Werks in Worms

Im Jahr 1942, mitten im tobenden Zweiten Weltkrieg, fiel eine wegweisende Entscheidung in den Chefetagen von Röhm & Haas: Das Stammwerk in Darmstadt war an seine Grenzen gestoßen. Für die ehrgeizige Ausweitung der Produktion musste ein neuer Standort her. Der Blick fiel auf Worms – eine alte Stadt mit stolzer Geschichte, strategisch günstig am Rhein gelegen, nahe der Reichsstraße 9. Auf rund 87.000 Quadratmetern sollte ein modernes Werk entstehen, das Blausäure und Methylmethacrylat herstellen würde – Grundstoffe für das zukunftsweisende PLEXIGLAS®.


Die Röhm & Haas GmbH © Evonik lndustries AG, Konzernarchiv Hanau, Bestand Röhrn. Die Röhm & Haas GmbH im Jahr 1942 - © Evonik lndustries AG, Konzernarchiv Hanau, Bestand Röhrn.

Die Bauarbeiten begannen mit großem Elan. Trotz Kriegszeiten wuchs das Werk schnell – zunächst. Doch dann kamen die Luftangriffe. 1943 und 1944 legten alliierte Bomber große Teile des entstehenden Werks in Trümmer. Die Hoffnung auf einen raschen Aufbau zerbrach unter den Detonationen. Schließlich ruhte alles. Als 1945 der Krieg endete, besetzten französische Truppen das Gelände. Die Vision von einem Chemiezentrum in Worms schien ausgeträumt.
Doch dann – ein Jahrzehnt später – keimte neues Leben auf dem stillgelegten Gelände. 1955, in einem Land im Wiederaufbau, nahmen die Röhm-Ingenieure erneut Anlauf. Schritt für Schritt wurden die ersten Anlagen in Betrieb genommen, zunächst für Acetoncyanhydrin, bald auch für Methylmethacrylat. Wieder wurde produziert, wieder wurde gedacht, entwickelt, verbessert. Bald entstanden sogar Recyclinganlagen, die Schwefelsäure aufbereiteten und dem Kreislauf erneut zuführten – ein früher Schritt Richtung Nachhaltigkeit.
Aus Ruinen wurde Fortschritt. Aus Stillstand entstand eines der wichtigsten Werke von Röhm. Heute, viele Jahrzehnte später, gehört der Standort Worms zur 2019 neu gegründeten Röhm GmbH – und das Erbe von damals lebt weiter: im PLEXIGLAS®, in Innovationen, in einer Stadt, die einst zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.

Bei den Nibelungen-Festspielen Worms 2008 wurde das Theaterstück „Siegfrieds Frauen“ von Moritz Rinke aufgeführt, das die weiblichen Perspektiven der Nibelungensage beleuchtete. Die Röhm GmbH war ein langjähriger Sponsor der Festspiele und unterstützte die kulturelle Entwicklung der Region.
Ein besonderes Highlight war das PLEXIGLAS®-Pferd, auf dem Brünhild in einer früheren Inszenierung auftrat. Es symbolisierte die Verbindung von moderner Technik und mythologischer Darstellung – und wurde aus dem von Röhm entwickelten Material gefertigt.








Durch zwei alliierte Bombenangriffe am 21. Februar und 18. März 1945 wurde die Stadt weitgehend zerstört. Der britische Luftangriff vom 21. Februar 1945 zielte auf den am Rand der Innenstadt gelegenen Hauptbahnhof und die südwestlich des Stadtzentrums gelegenen Chemiefabriken, zerstörte aber auch weite Teile des Stadtzentrums, darunter auch die 1709–1725 als „Reformationsgedächtniskirche“ errichtete Dreifaltigkeitskirche, die bis auf die Außenmauern und Teile des Turmes komplett ausbrannte.

 


In Brand gesetzt wurde dabei auch der  Wormser Dom. 239 Einwohner starben. Beim US-amerikanischen Angriff vom 18. März 1945 wurden 141 Personen getötet. Durch die Angriffe wurden etwa 15.000 Einwohner obdachlos. 35 % des Gebäudebestands wurden vollständig zerstört, weitere 29 % unterschiedlich schwer beschädigt. Die Innenstadt wurde nach dem Krieg in größtenteils modernem Stil wieder aufgebaut. 
(Drucke: Worms am Rhein. Der Wiederaufbau Heft 1 Januar 1946 Sehr seltenes Exemplar. Köhler, Walter (Stadtbaurat), Hanns (Baudezernent). Schmitt und Fritz (Bürgermeister) Schmitt: Verlag: Selbstverlag, 1946)



Heinz Schenk erhielt sein erstes Engagement nach dem Zweiten Weltkrieg in Worms, in einer Kleinkunstbühne namens "Zum Elefanten" (ehemals Schlossergasse 20). Vermutlich trat er dort bereits in den 1930er-Jahren auf (netplosiv.org). Für eine Gage von 5 Reichsmark, ein Abendessen und eine Fahrkarte dritter Klasse parodierte Schenk damals die populären Schauspieler Heinz Rühmann, Theo Lingen, Hans Moser und Hans Albers.

Die Trolley Mission war eine Operation der US-Luftwaffe im Mai 1945, kurz nach Kriegsende in Europa. Amerikanische Bombercrews flogen in B-17-Bombern über zerstörte deutsche Städte wie Köln, Frankfurt oder Dresden, um die Folgen ihrer Einsätze aus der Luft zu sehen. Die Flüge dienten der psychologischen Aufarbeitung, aber auch der Dokumentation – viele der dabei entstandenen Fotos zählen heute zu den wichtigsten Zeugnissen der Kriegszerstörung. Der Name „Trolley Mission“ verweist auf eine Art Rundflug, ähnlich einer Straßenbahnfahrt (trolley car), und hatte auch eine propagandistische Komponente.


Die vormalige hessische Provinz Rheinhessen wurde 1946 zum Regierungsbezirk Rheinhessen des damals neu gegründeten Landes Rheinland-Pfalz. Von 1968 bis zur Auflösung der rheinland-pfälzischen Regierungsbezirke 2000 gehörte Worms dem Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz an.




1946: Von der Notlösung zum Weltunternehmen – die Geschichte von RENOLIT

Es ist der 4. Mai 1946, die Spuren des Zweiten Weltkriegs sind noch überall sichtbar, als Jakob Müller in Worms den Grundstein für ein Unternehmen legt, das Jahrzehnte später weltweit Maßstäbe setzen wird: RENOLIT. Ursprünglich gegründet, um Lederersatzstoffe aus PVC-Folien herzustellen – dringend gebraucht in der Nachkriegszeit – beginnt damit eine außergewöhnliche Unternehmergeschichte. Der Name „RENOLIT“ steht vermutlich für eine Kombination aus „Reno“ (Lederersatzstoff), „Rhenus“ (Rhein) und „Igelit“, einem damals neuen Kunststoff.

Schon in den 1950er Jahren erkennt Müller die Zeichen der Zeit: Mit dem ersten Kalander wird die industrielle Produktion auf ein neues Niveau gehoben – ein Verfahren, das heute noch im Einsatz ist. Nur wenige Jahre später beginnt RENOLIT, über die Grenzen Deutschlands hinaus zu denken. Mit dem Bau von Produktionsstätten in Spanien, später in den USA und Asien, wird das Unternehmen früh zu einem Global Player.
Doch RENOLIT bleibt nicht stehen. In den 1960er Jahren startet die Fertigung von Möbelfolien – zuerst schlicht in Weiß, später in edler Holzoptik und als tiefgezogene 3D-Dekore. Die 1970er und 80er Jahre bringen weitere Innovationen: selbstklebende Folien, Fassadenbeschichtungen, Fensterfolien – alles, was modernes Bauen verschönert und schützt. RENOLIT-Produkte finden sich bald in Küchen, Krankenhäusern, Wohnhäusern und an Fassaden in aller Welt.
Mit dem Eintritt ins neue Jahrtausend setzt RENOLIT verstärkt auf Nachhaltigkeit und Hightech. Neue Anlagen, darunter Reinräume, hochpräzise Laminatoren und moderne Kraft-Wärme-Kopplung, reduzieren Emissionen und steigern Effizienz. Produkte wie RENOLIT REFACE oder RENOLIT BENDIT zeigen: Das Unternehmen hat den Blick fest in die Zukunft gerichtet. Seit 2019 ist die Organisation neu strukturiert – mit 13 Geschäftseinheiten, die sich gezielt auf Marktsegmente und Innovationen fokussieren.
Zum 75. Jubiläum im Jahr 2021 beschäftigt RENOLIT rund 4.800 Mitarbeitende und erwirtschaftet über eine Milliarde Euro Umsatz. 2023 sind es bereits 1,168 Milliarden Euro – ein deutliches Zeichen für Stabilität und Wachstum. Aus einem kleinen Betrieb in Worms ist ein internationales Hightech-Unternehmen geworden, das mit Kunststofffolien die Welt verändert – und das, ohne seine Wurzeln zu vergessen.





Im Jahr 1948 rollt der erste Zug über die fertiggestellte 983 Meter lange Eisenbahnbrücke über den Rhein. Ein Jahr später nimmt die Pädagogische Akademie, die später zur Erziehungswissenschaftlichen Hochschule wird, ihren Betrieb auf.


Am Ostermontag 1949 weiht Bischof Stohr von Mainz im Domseitenschiff die dritte Domglocke. Im September 1950 wird am Lutherring das Mahnmal für die Opfer des Faschismus in Anwesenheit mehrerer hundert Menschen feierlich enthüllt. Im selben Jahr wird im Wormser Norden die Lukaskirche erbaut, eine der von der amerikanischen Abteilung des Lutherischen Weltbundes finanzierten steinernen Notkirchen für Deutschland.


Im Jahr 1951 nehmen viele Wormser an der Abschiedsparade der Einheiten der 485. GAA der französischen Panzerdivision teil. Die Franzosen verlassen Worms wenige Tage später und gehen nach Karlsruhe. Im folgenden Jahr beginnt in den Trümmern der durch den Bombenangriff am 21. Februar 1945 zerstörten Magnuskirche der Wiederaufbau des Gotteshauses mit einer feierlichen Andacht.







Im Jahr 1952 wird die Kisselswiese, ein Festplatz am Rhein, für 40.000 Mark instand gesetzt. Im folgenden Jahr wird in Anwesenheit des Bundesministers für Verkehr, Dr. Hans-Christoph Seebohm, des Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz Peter Altmeier, des hessischen Innenministers Heinrich Zinnkann und Oberbürgermeister Heinrich Völker die Nibelungenbrücke nach einer Bauzeit von 23 Monaten dem Verkehr übergeben.


Im selben Jahr wird Hermann Staudinger der Nobelpreis für Chemie verliehen. Er wurde 1881 in Worms geboren und machte 1899 am hiesigen Gymnasium sein Abitur. 1926 lehrte er als Professor in Freiburg im Breisgau und betrieb Grundlagenforschung an Textilfasern. 1927 gelang ihm der experimentelle Nachweis der Möglichkeit synthetischer Herstellung.



Im Jahr 1954 werden Pfeddersheim Stadtrechte verliehen. Im selben Jahr endet der Betriebsausflug für die meisten der Betriebsangehörigen der Hochheimer Möbelfabrik Schramm & Möller an den Eiswoog tragisch. An einem unbeschrankten Bahnübergang zwischen Herrnsheim und Abenheim wird der Bus von einem Personenzug erfasst und zerdrückt. Während vier Personen schwer verletzt überleben, sterben fünfzehn unmittelbar an der Unfallstelle, sieben weitere danach im Stadtkrankenhaus.


Im selben Jahr treten starke Schneefälle und Tauwetter auf, die den Rhein über die Ufer treten lassen. Die Rheinpromenade am Pegelhäuschen steht unter Wasser, die Uferdämme werden überschwemmt. Im Ried brechen die Dämme und viele Tiere ertrinken trotz Rettungsversuchen.


Es war einmal ein Stück Land, das vor langer Zeit ein sumpfiges, unfruchtbares Gebiet war. Es schien unbrauchbar, bis eines Tages im Jahr 1955 ein kleiner, aber entschlossener Luftsportverein auf die Idee kam, genau dort eine Flugbahn zu errichten. Sie pachteten das Land, arbeiteten hart und bald war eine einfache 500 Meter lange Grasbahn entstanden. Die Piloten, die dort flogen, waren begeistert, und zwei Jahre später, im Jahr 1957, wurde die Flugroute offiziell festgelegt – eine Route, die bis heute gilt.
Doch die Zeiten änderten sich. Die Wirtschaft wuchs und verlangte mehr. 1961 wurde die Flugpiste befestigt und asphaltiert, um den wachsenden Ansprüchen gerecht zu werden. Aber die alte Grasbahn wurde nicht vergessen, sie bekam ihren eigenen Platz neben der neuen Piste und blieb bestehen.
Viele Jahre vergingen, und der Flugplatz erlebte besondere Momente. 1990, in einer Zeit des Wandels, startete niemand Geringeres als Michail Gorbatschow von diesem bescheidenen Flugplatz. Ein weiterer denkwürdiger Moment folgte 1994, als Bill Clinton, der Präsident der Vereinigten Staaten, und seine Frau Hillary mit dem Marine One-Hubschrauber auf dem Flugplatz landeten. Sie waren auf dem Weg zu einem Treffen mit Helmut Kohl in dessen privatem Bungalow in Oggersheim.
So verging die Zeit, und das einstige Sumpfland wurde zu einem Ort, an dem Geschichte geschrieben wurde.





Im Jahr 1956 nehmen die Wormser um 11.15 Uhr Abschied von ihrer “Elektrisch” und nutzen am letzten Tag die Freifahrten auf allen Wagen der Straßenbahn. Gleichzeitig werden vierzehn neue Omnibusse offiziell dem Verkehr übergeben. Die Busse fahren im Siebeneinhalb-Minuten-Takt.





Im Jahr 1957 wird aufgrund eines Übereinkommens des Bundes, des Staates Israel, des Landes Rheinland-Pfalz und der “Branche Francaise” das erhalten gebliebene Archivmaterial des jüdischen Gemeindearchivs in die “Central Archives for the History of the Jewish People” nach Jerusalem abgegeben.













Im selben Jahr wird die Partnerschaftsurkunde zwischen St. Albans in England und Worms unterzeichnet.


Ebenfalls 1957 fand die Generalversammlung des Evangelischen Bundes in Worms statt, einem symbolträchtigen Ort der Reformation. Im Fokus standen die ökumenische Zusammenarbeit, die Rolle der Kirche in der Nachkriegszeit sowie die Bewahrung reformatorischer Werte in einer modernen Gesellschaft. Die Veranstaltung unterstrich Worms' Bedeutung als Zentrum des Protestantismus und förderte den Dialog zwischen den Konfessionen.

Im Jahr 1958 verkauft Siegfried Freiherr von Heyl das Schloss Herrnsheim an die Stadt Worms. Im November desselben Jahres wohnt der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Dr. Peter Altmeier der Einweihung des neuen Rathauses am Marktplatz bei.

Im Jahr 1959 wird am Vorabend des Reformationstages in Anwesenheit des Kirchenpräsidenten Martin Niemöller die “Reformations-Gedächtniskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit”, unter der Leitung des Architekten Prof. Otto Bartning wiederaufgebaut, feierlich eingeweiht. Im September desselben Jahres vollzieht Landesrabbiner Prof. Dr. E. Róth die Grundsteinlegung für die Synagoge.


Das Werk von Procter & Gamble in Worms wurde 1961 gegründet und entwickelte sich seither zu einem bedeutenden Standort der Waschmittelproduktion in Deutschland und Europa. Nach dem Spatenstich im Mai 1962 entstand innerhalb von nur 14 Monaten eine moderne Fabrik, die von Anfang an auf dem neuesten Stand der Technik war. In den folgenden Jahren wurde das Werk stetig erweitert: 1967 kam eine Anlage zur Herstellung und Verpackung flüssiger Produkte hinzu, 1971 eine Parfümfabrik zur Produktion eigener Duftstoffe. Die günstige Lage an der Bundesstraße 9 und der Anschluss an die Wormser Hafenbahn boten optimale logistische Voraussetzungen. Der Produktionsprozess erfordert eine detaillierte Planung, bei der Rohstoffe wie Flüssigkeiten und Pulver über ein ausgeklügeltes Rohrleitungssystem ins Werk gelangen und dort verarbeitet werden.

Procter & Gamble, 1837 in Cincinnati gegründet, ist heute weltweit führend im Bereich Haushalts- und Körperpflegeprodukte. In Deutschland begann das Unternehmen 1964 mit der Produktion von Dash in Worms – dem ersten Standort in der Bundesrepublik. Mit Ariel und Meister Proper folgten bald weitere bekannte Marken. Das sogenannte „Dash-Werk“ wurde zum größten Arbeitgeber der Stadt und spezialisierte sich später auf die Herstellung von Zwischenprodukten für den globalen Markt.
Der Standort Worms hat sich besonders durch Innovation und Nachhaltigkeit profiliert. Produkte wie die Ariel PODS, die bereits bei 30 °C volle Waschkraft entfalten, stehen für energieeffizientes Waschen. Seit den 1970er-Jahren werden in Worms Tenside produziert, die für Waschmittel weltweit benötigt werden. Die kontinuierliche Weiterentwicklung und enge Zusammenarbeit mit deutscher Forschungsarbeit haben den Standort langfristig gestärkt. Für sein Engagement wurde das Unternehmen 2016 mit dem Sonderpreis für Ressourceneffizienz des Deutschen Nachhaltigkeitspreises ausgezeichnet. Auch im Bereich Ausbildung gilt das Werk als vorbildlich: 2017 wurde es mit dem „Top Job“-Preis für Arbeitgeberqualität geehrt und bildet u. a. Mechatroniker aus.
Heute ist Worms ein hochspezialisierter Standort zur Herstellung von Tensiden und Parfümkomponenten, die in zahlreichen Procter-&-Gamble-Produkten weltweit zum Einsatz kommen. Dabei bleibt Nachhaltigkeit ein zentrales Leitprinzip – sowohl in der Produktion als auch im unternehmerischen Handeln.





Das Tierheim Worms wurde am 01.07.1961 eingeweit, um herrenlose und notleidende Tiere in der Region aufzunehmen und zu versorgen. Seitdem hat es sich stetig weiterentwickelt und engagiert sich neben der Vermittlung von Tieren auch für den Tierschutz, Aufklärung und Präventionsarbeit. Im Laufe der Jahre wurden die Einrichtungen modernisiert, und das Tierheim spielt heute eine zentrale Rolle im Tierschutz in der Region.


Die Bundestagswahl 1961 fand am 17. September 1961
Konrad Adenauer, der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, war mehrmals in Worms zu Gast. Besonders hervorzuheben ist sein Besuch im Jahr 1961. Er kam damals im Rahmen des Wahlkampfs für die Bundestagswahl nach Worms. Adenauer hielt in der Stadt eine Wahlkampfrede und wurde von vielen Bürgern begeistert empfangen.


Im Jahr 1961 steht das Kunsthaus Heylshof nach über 20 Jahren der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung. Über zwei Weltkriege hinweg konnten die Kunstschätze gerettet werden. Durch Veräußerung zweier Gemälde vermochte die Stiftung die Bauruine ohne fremdes Geld wiederherzustellen.

19.07.1961 ∙ SWR Retro – Abendschau ∙ SWR: Ökumenische Persönlichkeiten

Auf Einladung des Bundespresseamtes besuchten 20 Geistliche aus afrikanischen Ländern sowie aus Frankreich, Finnland, Holland und Schweden die Bundesrepublik.


Im Dezember desselben Jahres erfolgt die stimmungsvolle und feierliche Einweihung der wieder erbauten Synagoge.
Am 3. Dezember 1961, dem ersten Tag des jüdischen Chanukkah-Festes 5722, erfolgt die stimmungsvolle und feierliche Einweihung der wieder erbauten Synagoge. Als Symbol der Verständigung haben Bund, Land und die Stadt Worms das Gotteshaus aufgebaut. Zahlreiche Ehrengäste aus dem In- und Ausland, unter anderem Vizekanzler Prof. Ludwig Erhard, Ministerpräsident Dr. Altmeier, wohnen der Zeremonie bei.




Im Jahr 1962 bricht kurz nach Mitternacht ein Großbrand in den Karl-Kübel-Möbelwerken aus und wird zur Bedrohung für das ganze Industriegebiet. Über 45 Feuerwehren aus dem gesamten Regierungsbezirk, sogar aus Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt, Kaiserslautern und dem Ried sind im Einsatz, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Trotzdem wird durch Funkenflug ein weiteres Großfeuer in der Rohpappenfabrik verursacht.



Im Jahr 1963, dort wo einst das Cornelianum stand, öffnet die Stadtbibliothek ihre Türen im Haus der Kulturinstitute. Ein Jahr später, im März 1964, weiht Oberbürgermeister Heinrich Völker die Fabrik der Procter & Gamble GmbH ein, die nördlich von Worms zwischen der B 9 und dem Rhein liegt.


09.08.1963 ∙ SWR Retro – Abendschau ∙ SWR: Israelische Frauendelegation
Auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft "Deutsche Frauenverbände" besuchte eine 24köpfige israelische Frauendelegation die Bundesrepublik. Zum Abschluß der 4wöchigen Reise besichtigten die Frauen den ältesten jüdischen Friedhof Europas in Worms und die Raschi-Synagoge.



Im November 1965 wird das Hallenbad in der Alzeyer Straße eingeweiht und der Hallenbadbauverein aufgelöst. Im folgenden Jahr, 1966, ist eine Festwoche mit zahlreichen repräsentativen Veranstaltungen verbunden, die die Einweihungsfeierlichkeiten für den Neubau des Spiel- und Festhauses markieren. Die Eröffnungsrede hält Bundespräsident Heinrich Lübke.


Im selben Jahr stirbt Dr. Friedrich Maria Illert, der Stadtarchivar und Direktor der Städtischen Kulturinstitute. Er war von 1937 bis 1966 Kustos der Stiftung Heylshof und hat sich um die Rettung der jüdischen Altertümer von 1938 bis 1942 verdient gemacht. Sein Verdienst bleibt der Wiederaufbau wertvoller Baudenkmäler nach dem Krieg.



25.11.1963 ∙ SWR Retro – Abendschau ∙ SWR: Trauer in amerikanischen Siedlungen nach Bekanntgabe der Ermordung von J.F. Kennedy
In Gottesdiensten und mit Salutschüssen nahmen Angehörige der US-Streitkräfte und deren Familien, u.a. in Worms und Kaiserslautern, nehmen Abschied von ihrem ermordeten Staatsoberhaupt, John F. Kennedy.



18.10.1966:  Der Nibelungenwandteppich in Worms, der 1966 zur Eröffnung des Spiel- und Festhauses entstand, ist ein 90 Quadratmeter großes Kunstwerk, das Schlüsselszenen des Nibelungenlieds zeigt und die Unvermeidbarkeit des Schicksals durch die Darstellung der drei Nornen symbolisiert. Entworfen von Professor Hermann Kaspar und ausgeführt von Edith Müller-Ortloff, unterstreicht der Teppich die tiefe Verbindung der Stadt Worms zur Nibelungensage. Mit Anschaffungskosten von 90.000 DM und einer späteren Reinigung von 60.000 Euro ist er ein bedeutendes Beispiel der Teppichkunst des 20. Jahrhunderts.


April 1967: Willy Brandt, SPD-Vizekanzler und Außenminister, Wahlrede, Marktplatz

Im Juli 1967 erwirbt die Stadt von der Heyl zu Hernnsheim’schen Nachlassverwaltung die in Schloss Herrnsheim liegenden Bestände des Dalberg-Archivs, das politisch, wirtschaftlich und sozialgeschichtlich wertvolles Material birgt, sowie die Bibliothek der Freiherrn Heyl zu Herrnsheim.

Am 4. Oktober 1967 besucht Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger Worms - Er hält eine Rede auf dem Marktplatz.



Im Jahr 1968 wird das Wormser-Stare-Denkmal am Ende der Rheinstraße enthüllt. Es wurde von der Wormser Narhalla dem “Rheinadel” von der Fischerweide und seinem Mundartdichter Rudolf Heilgers gewidmet und vom Wormser Bildhauer Gustav Nonnenmacher geschaffen.
Im März desselben Jahres kommt es im Rahmen eines dreitägigen Programms zwischen Worms und Auxerre in Frankreich zur Unterzeichnung einer Partnerschaftsurkunde. Auxerre ist die Hauptstadt von Niederburgund mit der Präfektur des Departement Yonne. Besondere Denkmäler sind der Dom und die Kirche St.-Eusebe und St. Germain.


Im Jahr 1969 werden Abenheim, Heppenheim a.d. Wiese, Rheindürkheim und Ibersheim nach Worms eingemeindet, ebenso Pfeddersheim.




Am 22.10.1970 gestiert die große Zarah Leander im Wormser Theater


1971 kam das deutsche Staatsoberhaupt Dr. Gustav Heinemann nach Worms: Zum zweiten Mal nach einem Vortrag Heinemanns noch in seiner Zeit als Justizminister der Großen Koalition 1968 in der Pädagogischen Hochschule Worms machte der unter anderem in den Jahren des Kirchenkampfes profilierte Protestant Dr. Gustav Heinemann (1899–1976, 1969–1974 im Amt) Worms seine Aufwartung.

Zwar hatte das Protokoll für den Besuch Heinemann nur wenig Zeit eingeräumt, jedoch stellte damals die Wormser Zeitung fest, es sei „eine große Auszeichnung für die Stadt und ihre Bevölkerung, dass das Staatsoberhaupt kommt und auch das Wort ergreifen wird“. Der Präsident sprach zur Eröffnung der Ausstellung im Wormser Museum und weiteren Luther-Reichstags-Aktivitäten und trug sich im Anschluss in das Goldene Buch der Stadt ein.

18.04.71: In Worms nimmt erstmals in der Kirchengeschichte ein katholischer Bischof an einer Reformationsfeier zu Ehren Martin Luthers (1483-1546) teil.



Zwei Jahre später, 1971, erbitten Wormser Katholiken vom Vatikan im Wormser Memorandum ein “klärendes Wort zur Person und Lehre Martin Luthers aus heutiger katholischer Sicht im Interesse der Vertiefung ökumenischer Arbeit”.



Hans-Dietrich Genscher im DUKW beim ersten Bundeswettkampf 1971 in Worms
Der erste Bundeswettkampf fand 1971 in Worms statt. Dem Sieger winkte ein eigens gestifteter Pokal des Bundesministers des Innern.


Im April 1972 wird mit über 7000 Gramm Sprengstoff ein im Handelshafen liegender Fundamentrest des Neuturms unter der Leitung des Kreisbeauftragten des THW Rudolf Hoch gesprengt. Die Sprengung war wegen des niedrigen Wasserstandes notwendig geworden. Im selben Jahr wird die Bauaufnahme und städtebauliche Planung zur Wiederherstellung der Judengasse in Angriff genommen.

Der Tiergarten Wormsist ein Zoo im Naherholungsgebiet Bürgerweide in der Stadt Worms. Er wurde 1972 eröffnet und ist ca. 8,5 ha groß. Es werden 80 Arten mit über 500 Tieren gezeigt. Der Schwerpunkt des Tiergartens ist die Haltung und Zucht alter Haustierrassen, wie Glanrinder, Bunte Bentheimer Schweine, Thüringer Waldziegen und Süddeutsche Kaltblutpferde, die in einem begehbaren Schaubauernhof untergebracht sind. Aber auch exotische Vertreter sind im Tiergarten zu sehen.



 

Im Mai 1973 wird die neue Hauptfeuerwache in der Kyffhäuserstraße mit allen technischen Einrichtungen fertig gestellt und offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Oberbaurat Heyl übergibt Kreisbrandinspektor Exner die Schlüssel des Neubaus.



Im Jahr 1974 endet mit der Schließung der letzten Lederfabrik, Heyl-Liebenau in Neuhausen, die Ära der Lederindustrie in Worms, deren Entwicklung vor genau 140 Jahren begonnen hatte.


Im Mai desselben Jahres verkauft Ludwig C. Freiherr von Heyl das Eigentum an Park und Restgebäude des einstigen herrschaftlichen Majorshofes, der während des Krieges zerstört wurde. Den Verkauf knüpft er an Auflagen, um sicherzustellen, dass bei der Bebauung öffentliches Interesse gewahrt, eine Parzellenaufteilung verhindert und ein Großteil der “grünen Insel” inmitten der Stadt erhalten bleibt. Anfang Juni wird das 8690 m² große Gelände von der Kreis- und Stadtsparkasse erworben.

Im Juni 1975 stirbt der Altbürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Worms, Heinrich Völker, im Alter von 71 Jahren. Er war maßgebend am Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Stadt beteiligt.




Die letzte planmäßige Fahrt einer Dampflokomotive in Worms fand im Jahr 1975 statt. Mit der fortschreitenden Elektrifizierung und der Umstellung auf Diesellokomotiven ging die Ära der Dampfloks in Worms, wie auch in vielen anderen Teilen Deutschlands, zu Ende. Insbesondere durch die Modernisierung der Bahnstrecken und den technologischen Wandel wurden Dampfloks nach und nach aus dem regulären Betrieb genommen.

Im Juni 1976 wird in Gegenwart von Sozialminister Dr. Geißler der Grundstein für das größte Krankenhaus (685 Betten, 10 Fachabteilungen) der allgemeinen Krankenversorgung, das seither in Rheinland-Pfalz gebaut wurde, auf dem Gelände in Worms-Herrnsheim gelegt.



Im September desselben Jahres wird der erste Bauabschnitt des BIZ (Bildungszentrums)an der Pfrimm mit der Berufsbildenden Schule I (Technik) und Berufsbildenen Schule II (hauswirtschaftliche und sozialpflegerische Schule) seiner Bestimmung übergeben.

 

Am 15.04.1978 gastiert das Schweizer Tourneetheater Basel im Städtischen Spiel- und Festhaus.
Aufgeführt wird das Stück: "Im Zweifel für den Angeklagten" Hauptdarsteller ist "Curd Jürgens"



Im Jahr 1978 verkauft Siegfried Freiherr von Heyl das Schloss Herrnsheim an die Stadt Worms. Im November desselben Jahres wohnt der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Dr. Peter Altmeier der Einweihung des neuen Rathauses am Marktplatz bei.

Herbert Wehner zu Gast in Worms.

Im Oktober 1979 fand im Mozartsaal in Worms eine Veranstaltung zum Thema „110 Jahre SPD in Worms“ statt, bei der Herbert Wehner, damals langjähriger SPD-Fraktionsvorsitzender im Bundestag, offiziell zu Gast war.




Im Jahr 1980 besichtigt Bundespräsident Karl Carstens zum Auftakt seines offiziellen Antrittsbesuchs in Rheinland-Pfalz den Kaiserdom in Worms. Im folgenden Jahr, 1981, wird das Stadtkrankenhaus, das außerhalb des Stadtgebietes auf der Herrnsheimer Höhe liegt, in Dienst gestellt.




Im November 1982 wird das Raschi-Haus, ehemaliges jüdisches Tanzhaus, dann Altersheim, Domizil für das Stadtarchiv und das Jüdische Museum inmitten des seit den 1970er Jahren sanierten früheren Judenviertels.


Im April 1983 wird der von dem Wormser Bildhauer Gustav Nonnenmacher geschaffene Winzerbrunnen in der Kämmererstraße übergeben. Gestiftet wurde er von der Interessengemeinschaft Wonnegauer Winzerkeller.


Henry Kissinger besuchte Worms am 12. Juni 1983. Er war dort, um an einer deutsch-amerikanischen Tricentennial-Feier teilzunehmen. Während seines Besuchs wurde er von Protesten begleitet, die sich auf nukleare Abrüstung bezogen

Im Oktober desselben Jahres findet in Worms die zentrale Festveranstaltung der Evangelischen Kirche Deutschlands zum 500. Geburtstag von Martin Luther mit Festgottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche statt. Der Festakt im Städtischen Spiel- und Festhaus wird in Anwesenheit von Bundespräsident Carstens begangen. Es nehmen fernerBundestagspräsident Barzel, Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl und Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel teil.


Im Mai 1984 wird nur zwölf Monate nach dem Richtfest das neue Sparkassengebäude auf dem Gelände des ehemaligen Majorshofes in Anwesenheit von Staatsminister Rudi Geil eingeweiht. 



Im Mai desselben Jahres verleiht Senator Louis Jung der Stadt Worms die Ehrenfahne des Europarates.


Die Oberbürgermeister Dr. Lauro Grossi von Parma/Italien und Wilhelm Neuß unterzeichnen die Partnerschaftsurkunde. Neben der Delegation aus Parma wohnen Vertreter der Partnerstädte St. Albans und Auxerre dem Akt bei.

Im Dezember 1985 hat die genau vor vier Jahren begonnene “Eis-Zeit” ein Ende. Die Eissporthalle in der Alzeyerstraße wird von der Betriebsgesellschaft wegen Unrentabilität end.

Im Jahr 1986 schließt die Stadt Worms eine Städtepartnerschaft mit Tiberias in Israel. Tiberias, eine Stadt, die im Jahr 17 nach Christus von Herodes Antipas, einem Sohn Herodes des Großen, gegründet wurde. Er machte Tiberias zu seiner Hauptstadt und benannte sie nach dem römischen Kaiser Tiberius. Die Stadt ist seit 2000 Jahren für ihre warmen Heilquellen bekannt.


Richard von Weizsäcker, der damalige Bundespräsident, besuchte Worms am 6. April 1987 gemeinsam mit dem israelischen Staatspräsidenten Chaim Herzog. Dieser Besuch war besonders bedeutsam, da er ein starkes Zeichen der Versöhnung und der deutsch-israelischen Beziehungen setzte. Während des Besuchs legten beide Staatsoberhäupter einen Kranz am jüdischen Friedhof „Heiliger Sand“ nieder und besuchten den Wormser Dom, um der jüdischen Geschichte und dem Holocaust zu gedenken.


Zwei Jahre später, im Juni 1988, wird das erste Wormser Stare-Fest ins Leben gerufen. Die Stadtverwaltung, der Verkehrsverein und die Werbegemeinschaft organisieren gemeinsam dieses Fest in der Fußgängerzone, auf Straßen und Plätzen der Innenstadt. Das Fest, das nun Jahr für Jahr stattfindet, erfreut sowohl die Wormser Bürger als auch ihre Gäste mit seinen kulturellen, musikalischen und kulinarischen Angeboten.

 


Im Juli desselben Jahres wird der Tribünen-Neubau im Wormatia-Stadion fertiggestellt und mit seinen 944 Sitz- und 630 Stehplätzen seiner Bestimmung übergeben.


Ein Jahr später, im Oktober 1989, werden im Rahmen der Sanierungsarbeiten am Brückenturm die beiden nach Plänen von 1989 rekonstruierten “Helme” auf die Treppenhaustürme aufgesetzt. Die Vorgänger waren durch Bomben zerstört worden.

Im Juni 1990 übergibt die Bürgerinitiative zur “Verhinderung einer zentralen Mülldeponie im Stadtgebiet Worms” eine Protestliste mit 17520 Namen an Regierungspräsident Dr. Paul Schädler in Neustadt. Im selben Monat besiegeln die Stadtoberhäupter von Bautzen, Christian Schramm, und Worms, Gernot Fischer, die Partnerschaft zwischen den beiden Städten mit ihren Unterschriften.


1990 TST: 
Was 1990 mit einem einzigen LKW und der Vision von Frank Schmidt begann, hat sich zu einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte entwickelt: In Worms legte er den Grundstein für ein Logistikunternehmen, das heute weltweit agiert. Mit Leidenschaft, Mut und Innovationsgeist wuchs TST Logistics zu einer internationalen Gruppe mit über 3.000 Mitarbeitenden an mehr als 75 Standorten. Die Auszeichnung des Gründers mit dem DVZ Leo Award 2023 krönt eine Entwicklung, die zeigt, was aus einem Traum werden kann, wenn man konsequent an ihn glaubt.



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Im Juli 1991 wird das erste Wormser Jazzfestival unter dem Motto „Rheinland-Pfalz swingt“ auf fünf Veranstaltungsplätzen in der Innenstadt veranstaltet.


Im Jahr 1992 nahm Richard von Weizsäcker an der Einweihung der Lebenshilfe-Werkstatt und des integrativen Tom-Mutters-Kindergartens in Worms teil. Diese Einrichtungen unterstützen Menschen mit Behinderungen und bieten integrative Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten. Weizsäcker, bekannt für sein Engagement für soziale und inklusive Projekte, würdigte die Arbeit dieser Institutionen und unterstrich die Bedeutung von Integration und Unterstützung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen.


1992 eröffnet der damalige Ministerpräsident Rudolf Scharping das Backfischfest.



Im wiedervereinigten Deutschland wurden zum 1. Juli 1993 die fünfstelligen Postleitzahlen eingeführt. Mit dem Werbeslogan "Fünf ist Trümpf" warb das Bundespost-Maskottchen Rolf, die gelbe Hand mit fünf Fingern, für die neuen Postleitzahlen. Die Einführung erregte damals die Gemüter - und ist heute fast vergessen.


Im September 1993 drücken 2000 Personen ihre Betroffenheit über die Schändung von 118 Grabsteinen auf dem Alten Jüdischen Friedhof aus, indem sie eine Menschenkette bilden, die sich von der Synagoge bis zum “Heiligen Sand” spannt.


Im Jahr 1994 wird im Lutherring/Ecke Andreasstraße das Lederarbeiterdenkmal aufgestellt. Es ist eine Nachbildung der Lederarbeiterfigur, die der Bildhauer Carl Stock 1924 für die Lederwerke Doerr & Reinhart geschaffen hat. Dargestellt ist der Arbeiter Karl Stein, genannt ”Steine Mott”, in der Wasserwerkstatt. Das Denkmal erinnert an die Menschen, die durch ihre Arbeit in den Lederfabriken im 19. und 20. Jahrhundert die Stadt Worms zu einer wirtschaftlichen Blütezeit brachten.


Bundespräsident Roman Herzog hielt anlässlich der Veranstaltung "500 Jahre Wormser Reichstag" im Städtischen Spiel- und Festhaus in Worms am 20. August 1995 folgende Rede.


Im August 1995 brennt der städtische Kindergarten in der Heinrich-von-Gagern-Straße um 4.30 Uhr. Die Flammen sind kaum erstickt, als der Einsatzleiter gegen 6 Uhr seine Männer aufruft: “Einsatz sofort abbrechen, ein zweiter Kindergarten brennt.” Auch in der Würdtweinstraße ist ein Brandanschlag auf einen Kindergarten verübt worden.


Im April 1996 wird während des Festaktes zum Lutherjahr erstmals der Preis “Das unerschrockene Wort”, initiiert von den Lutherstädten Deutschlands, verliehen. Der Preis geht an den Berliner Philosophie-Professor und Theologen Richard Schröder, der sich in DDR-Zeiten mutig und kritisch geäußert hat.

Im Juli desselben Jahres wird das Hauptquartier des 5. Fernmeldekommmandos (5th Signal Command) der Amerikaner nach Mannheim verlegt. Mit einem militärischen Zeremoniell verabschieden sich die Amerikaner mit Brigadegeneral Robert L. Nabors aus der Nibelungenstadt. Die Familien der amerikanischen Militär- und Zivilangehörigen bleiben im Thomas-Jefferson-Village in Worms wohnen.


Im April 1997 wird erstmals in der Geschichte der Stadt Worms der Oberbürgermeister der Stadt direkt von der Bürgerschaft gewählt. Die Wahl fällt mit 55,66 % auf den Amtsinhaber Gernot Fischer.
Im Dezember desselben Jahres erreicht die Arbeitslosenquote mit 11,9 % einen Höchststand. Es ist keine Besserung auf dem Arbeitsmarkt in Sicht.

Im Februar 1998 besucht der Generalsekretär der Knesseth Jerusalem, Arieh Hahn, in Begleitung von Ignatz Bubis, dem Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Worms.



Im selben Jahr wird das von dem Kulturfonds der Wormser Wirtschaft gestiftete Denkmal für den Dichter Johann Nikolaus Götz, geschaffen von dem Magdeburger Künstler Heinrich Apel, im Heylshofgarten aufgestellt.



Im Juni desselben Jahres wird die Städtepartnerschaft zwischen Worms und der Stadt Mobile im Staate Alabama (USA), geschlossen. Die Hafenstadt liegt am Golf von Mexiko. Sie ist heute eine blühende Industriestadt.


Im Juni 1999 teilt das US Hauptquartier in Heidelberg mit, dass die amerikanische Wohnsiedlung “Thomas-Jefferson-Village” zum 1. August geräumt sein wird. 339 Wohnungen werden wie zuvor die Kasernen an den Bund zurück gegeben. Mit dem Umzug der 174 Familien werden auch andere amerikanische Einrichtungen, zum Beispiel Jugendzentrum und Schulen, nicht mehr benötigt.
Im November desselben Jahres, nachdem der am 14. September durch eine Bürgerinitiative herbeigeführte Bürgerentscheid gegen das Nibelungenmuseum nicht die erforderliche Mehrheit erreicht hat, wird der erste Spatenstich für das Nibelungenmuseum an der Stadtmauer durchgeführt.



Die Nibelungenfestspiele haben eine bewegte Geschichte, die bis ins Jahr 1937 zurückreicht, als sie während des Dritten Reichs ins Leben gerufen wurden. In den ersten Jahren bis 1939 stand ausschließlich Friedrich Hebbels dreiteiliges Drama „Die Nibelungen“ von 1861 auf dem Programm. Ein Versuch, die Festspiele 1956 wiederaufzunehmen, blieb jedoch ohne nachhaltigen Erfolg.

 
 
 
 
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