Der falsche Luther
Ein Lutherporträt von Hans Holbein den Jüngeren (?)
Nach einem Artikel von Johann Ohmann, Detmold
Im Rahmen des 500-jährigen Reformationsjubiläums erschien in der Dominikanischen Republik am 4. Oktober 2017 und am 21.10.2017 in Kosova eine Sonderbriefmarke die auf das Jubiläum hinweist. Die Marken zeigen ein Portrait welches Martin Luther mit einer Bibel darstellen soll. Bis zu diesem Zeitpunkt ist diese Lutherdarstellung offensichtlich noch nicht in der Philatelie verwendetet worden. Auch 2022 erschien in Spanien eine Individualmarke. Auch hier wurde dieses Portrait verwendet.
Zu dieser Portraitdarstellung gibt es lediglich einen Hinweis in einem Buch aus dem Jahr 1843!
In dem Buch von Ch. Gotthold Neudecker ,Geschichte der Reformation von 1517- 1532 heißt es auf der Titelseite: ,Mit Luther's Portrait, nach einem Originalgemälde des Hans Holbein in Stahl gestochen". Vergeblich sucht man in der neueren Literatur nach diesem angeblichen Holbeinwerk, denn nachweislich haben weder Holbein d.Ä. noch Holbein d.J. jemals Luther getroffen. Das Werk wurde bis in die 1920er Jahr fälschlicherweise Hans Holbein dem Jüngeren zugeschrieben und dass es sich bei dem Portraitierten auch nicht um Martin Luther handelt!
Das Werk ist Eigentum der englischen Königlichen Familie. Auf der Homepage der Royal Collection Trust" ist das auf Schloss Windsor zu sehende Gemälde mit dem Titel ,Portrait Of A Divine" (.Porträt eines Göttlichen") beschrieben. Danach handelt es sich wohl um ein, Lutherportrait", das 1750 von John Vertue im Leicester House in der Sammlung von Frederick, Prince of Wales erwähnt wurde. In einem Inventarverzeichnis von Schloss Windsor wird es genau beschrieben und als Martin Luther identifiziert und Hand Holbein (d. J.) zugeschrieben. Das Gemälde wäre dann eines von mehreren Bildnissen Luthers, die nach der Hannoveraner Erbfolge für die Sammlung erworben wurden. In jüngerer Zeit wurde das Portrait als Dr. John Stokesley (1475-1539), Bischof von London, identifiziert. Es gibt Hinweise auf die Identität des Dargestellten: Er trägt die Mütze und das dunkle Gewand eines Göttlichen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts; er besitzt weitere Attribute eines Gelehrten, eine Feder und ein in Pergament gebundenes Buch. Oben rechts erscheint sein Wappen, gehalten von einem alten Mann (möglicherweise ein Kardinal): drei Ringe, getrennt durch einen horizontaler Goldbalken auf einem Feldzobel. Der Künstler scheint ein unbekannter Nachahmer Holbeins zu sein.
Hans Holbein der Jüngere, geb. 1497 oder 1498 in Augsburg, von 1526 bis 1528 und ab 1532 endgültig in England, wurde 1536 Hofmaler König Heinrichs VIII. Er malte dort zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten HANS HOLBEIN IL GIOVANE 1543-1993 und starb am 29.11.1543 in London. Kurz vor seinem Tod male er ein Selbstbildnis, das auf der vatikanischen Briefmarke zu sehen ist.